Welche Parameter für diese Individualisierung eine Rolle spielen, stellt Dr. Theodora Papadopoulou vor. Sie zeigt die Bedeutung des Bio-Psycho-Sozialen Modells in der Sportmedizin auf. Die Generalsekretärin der European Federation of Sports Medicine Associations (EFSMA) hat diesen ganzheitlichen Systemansatz für die Sportmedizin weiterentwickelt, die die Fitness der Psyche einschließt. Im Spitzensport werden bislang Gesundheit, Verletzung und Krankheit immer noch vor allem aus biomedizinischer bzw. physiologischer Perspektive betrachtet. Dabei gibt es gerade hier eine "Kultur des Risikos". Die Gesundheit muss gleichzeitig gesichert und riskiert werden, um Höchstleistung bringen zu können. Athleten sind also daran gewöhnt, unter ständigen Schmerzen zu trainieren und an Wettkämpfen teilzunehmen. Athleten lernen so, ihr individuelles Schmerzsensorium teilweise auszuschalten. Papadopoulou wird erläutern, wie sie diese Simultandiagnostik und -therapie in der Sportmedizin umsetzt. Die Verbesserung der Leistung auf dem Spielfeld, sowie die Erhaltung der physischen und psychischen Gesundheit sind auch im Fußball zentral.
Kathrin Neuhofer und Fee Beyer zeigen auf, welche Technologien derzeit im Fußball eingesetzt werden. Prof. Dr.-Ing. Stephan Odenwald setzt Technologien ein, um Bewegungsabläufe von Sportlern zum Beispiel im Eisschnelllauf zu analysieren und die Regeneration und Prävention von Verletzungen zu optimieren. Mit Hilfe von Wearables - zum Beispiel mit Drucksohlenmessung - ermittelt er unter anderem, wie groß die Wucht ist, mit der ein Sportler auf dem Eis aufschlägt. So lassen sich Bewegungsabläufe direkt beim Training dokumentieren und im Sinne der Prävention verbessern.
Evidenzbasierte Diagnostik und Wearable-Technologien stehen auch am Donnerstagnachmittag auf dem Programm der Session 4 der virtual.MEDICA MEDICINE + SPORTS CONFERENCE. Prof. Dr. Jürgen Scharhag, Leiter des Instituts für Sportmedizin an der Universität Wien, startet diese Session mit einem Überblick über den aktuellen Stand der Diagnostik in der Sport-Kardiologie. Und wie sich körperliche Aktivität auf die Zellalterung auswirkt zeigt PD Christian Werner. Internationale Sportmediziner entwickeln im Auftrag europäischer Sportmedizinvereinigungen seit etwa zwei Jahren einen globalen Standard für Wearables im Sport- und Fitnessbereich. Für wen dieses Prüfsiegel relevant ist und was gemessen wird, zeigt Prof. Dr. Yannis Pitsiladis von der Universität Brighton und Leiter des Sub2 Marathon-Projekts auf. Schlafdauer und -qualität wird von vielen Wearables gemessen. Beide Parameter beeinflussen die Leistungsfähigkeit und Regeneration. Prof. Jürgen Götze von der Technischen Universität Dortmund zeigt den aktuellen Stand der Forschung in der Schlafdiagnostik auf sowie neue Ansätze, die mehr Ein- und Durchblick in das komplexe Thema Schlaf ermöglichen. Zunehmende Bedeutung für evidenzbasierte Diagnostik erlangen digitale Biomarker, erkennbare Daten-Muster aus verschiedenen Quellen, aus denen ein diagnostischer oder prognostischer Nutzen gewonnen werden kann. Schweiß könnte dabei durch eine Quelle für die nächste Generation an digitalen Biomarkern werden, wie Dr. Noé Karl Brasier, Universitätsklinik Basel, erläutern wird.
Alle Beiträge der virtual.MEDICA MEDICINE + SPORTS CONFERENCE, werden aufgezeichnet und stehen den Teilnehmern auch nach der Konferenz zur Verfügung.