Der nachteilige Effekt der Unterbrechung zeigte sich in beiden Altersgruppen. Während jüngere Personen jedoch stärker von einer hoch als von einer niedrig anspruchsvollen Unterbrechung betroffen waren, trat das Leistungsdefizit bei den älteren unabhängig von den kognitiven Anforderungen der Unterbrechungsaufgabe auf. Ältere Menschen werden also immer von einer Unterbrechung beeinflusst.
Eine Arbeitsunterbrechung erfordert jedes Mal die Reaktivierung von primären Aufgabeninformationen im Arbeitsgedächtnis. Der Umgang mit irrelevanten Informationen lässt im Alter allerdings nach, sodass ältere Menschen weniger in der Lage sind, unwichtige Informationen aus dem Arbeitsgedächtnis zu streichen. Daher nehmen die Forschenden an, dass die Erinnerung an die Unterbrechungsaufgabe bei Älteren noch länger im Gedächtnis präsent ist als bei Jüngeren und so die Bearbeitung der eigentlichen Aufgabe gestört wird. Anhand von EEG-Messungen konnte in der Studie gezeigt werden, dass Signale, die mit der Bearbeitung der primären Aufgabe in Verbindungen stehen, bei älteren Menschen nach einer Unterbrechung deutlich stärker reduziert sind als bei jüngeren.
Die Studie zeigte auch, dass ältere weniger in der Lage waren, die negativen Einflüsse der Ablenkung auf die Auswahl relevanter primärer Aufgabeninformationen zu bewältigen. Es konnte allerdings auch gezeigt werden, dass nicht alle kognitiven Prozesse von Alterungsprozessen betroffen sind. Die beiden Altersgruppen unterschieden sich nicht in der Fähigkeit, neue Informationen bezüglich der Relevanz von bestimmten Gedächtnisinhalten zu nutzen.
In der Studie führten Teilnehmende eine Arbeitsgedächtnisaufgabe durch, während sie häufig mit einer kognitiv wenig oder hoch anspruchsvollen Rechenaufgabe unterbrochen wurden. Dadurch muss die Person Aufmerksamkeitsressourcen auf die Erledigung der Unterbrechungsaufgabe verwenden und anschließend Informationen der unterbrochenen Aufgabe (Primäraufgabe) reaktivieren. In diesem Zusammenhang ist die kurzfristige Speicherung von Informationen im Arbeitsgedächtnis von zentraler Bedeutung.
MEDICA.de; Quelle: Leibniz-Institut für Arbeitsforschung an der TU Dortmund