Im Interview mit MEDICA.de spricht er über die mobile Bewegungsanalyse für den Leistungs- und Breitensport und erklärt, wo er die Vorteile gegenüber der Messung im Labor sieht.
Herr Prof. Odenwald, Sie forschen an tragbaren Sensoren für die Bewegungsanalyse. Was für Systeme sind das?
Prof. Stephan Odenwald: Wir unterscheiden in der Bewegungsanalyse im Wesentlichen zwischen Kinematik und Kinetik. Kinematik bedeutet, dass wir messen, wie sich ein Sportler durch den Raum bewegt, mit welcher Geschwindigkeit etwa oder in welchem Verhältnis und Winkel sich die Gliedmaßen zueinander befinden. Bei der Kinetik betrachten wir die Kräfte hinter der Bewegung.
Im Bereich der Kinetik entwickeln wir beispielsweise ein System mit Messsohle, das die Kraftwirkung zwischen Fuß und Untergrund messen soll. Das entspricht für Feldmessungen der Messung mit einer Kraftmessplatte im Labor.
Was wäre der Mehrwert einer solchen Entwicklung?
Odenwald: Wir haben in Bewegungslaboren mit Limitierungen zu kämpfen. Ein Läufer kann dort nur eine kurze Strecke zurücklegen oder auf einem Laufband, ebenso ein Radfahrer. Das entspricht nicht der Wirklichkeit. Somit ist es unser Ziel, auch außerhalb des Labors Daten zu Kinetik und Kinematik mithilfe mobiler, miniaturisierter Messtechnik zu erheben.
Der Vorteil ist, dass wir neue Auswertungsmöglichkeiten damit eröffnen, da eben nicht nur eine vergleichsweise geringe Anzahl gemessener Bewegungen aus dem Labor zur Verfügung steht. Wir würden stattdessen viele Einzel- oder Teilbewegungen erhalten, die die sportliche Betätigung ausmachen. Damit könnten wir ganz anders in der Auswertung verfahren.
Nachteilig wäre hier, dass die Bedingungen nicht so stabil und kontrolliert sind wie im Labor und wir deshalb auch mit Auswirkungen von Umwelteinflüssen umgehen müssen.