Wie läuft der Bewertungsprozess für eine App bei Ihnen ab?
Droßel: Die Initiative geht vom Hersteller aus, der als erstes eine Selbstauskunft ausfüllt. Damit prüfen wir die App vorab in einem verkürzten Verfahren. Wenn sie dieses besteht, übernimmt das ZTG die technische Überprüfung. Danach benutzen unsere registrierten Tester die App vier Wochen lang und arbeiten unseren Kriterienkatalog in Form eines Fragebogens ab. Als Tester kann sich jeder registrieren, der Interesse hat, mit Diabetes-Apps zu arbeiten. In einer abschließenden Telefonkonferenz betrachten und besprechen wir die Auswertung der Fragebögen. Abschließend werden die Apps, die unser Siegel erhalten, zusammen mit der Selbstauskunft und der technischen Bewertung auf unserer Webseite aufgeführt.
Wenn eine App unseren Bewertungsprozess im ersten Anlauf nicht besteht, kontaktieren wir außerdem den Hersteller und beraten ihn dazu, wie er die App verbessern kann.
Nach welchen Kriterien bewerten Sie Apps?
Droßel: Ein ganz wichtiger Punkt ist die Usability. Wir bewerten sie eigentlich am stärksten, denn sie bestimmt auch, ob die App überhaupt für den täglichen Gebrauch interessant ist. Es passiert häufig, dass Apps zwar theoretisch gut, aber eben sehr umständlich in der Benutzung sind.Weiterhin müssen natürlich alle Angaben, die der Hersteller zur Funktion macht, auch tatsächlich stimmen.Die Benutzer müssen sich darauf verlassen können, dass die App korrekt funktioniert und dass sie damit ihren Diabetes gut managen können. Ohne Aufwand geht es zwar nicht, aber es sollte nur so viel Aufwand wie nötig und so wenig wie möglich sein. Der Datenschutz ist natürlich auch sehr wichtig. Das sind aber nur einige Punkte aus unserem sehr umfangreichen Kriterienkatalog.
Für mich persönlich ist es außerdem noch ganz besonders wichtig, dass die Apps nach Standards programmiert sind, die die Barrierefreiheit für Menschen mit Behinderung garantieren. Für die Programmierung von barrierefreien Apps haben Google und Apple die Bedienhilfen in ihren Betriebssystemen als Standard integriert. Deshalb glaube ich, dass sich jemand, der sich an diese Standards hält, auch schon Gedanken darüber gemacht hat, wie er eine gute App produziert.
In Ihren eigenen Worten: Warum sollten App-Hersteller ihre App durch "DiaDigital" zertifizieren lassen?
Droßel: Damit diejenigen, die die Apps benutzen und benötigen - das sind nicht nur Patienten, sondern auch Berater und Ärzte - auch wirklich wissen, welche Apps gut sind und welche sich lohnen. Die App-Stores sind in dieser Hinsicht unübersichtlich. Da findet man zahllose Apps zum Diabetes, weiß aber nie so richtig, bei welchen sich der Download lohnt. Unser Bewertungsverfahren ist zwar sehr aufwendig, aber die Apps, die unser Siegel erhalten, sind deshalb auch auf Herz und Nieren geprüft und können bedenkenlos genutzt werden.