Gibt es aktuelle Forschungsvorhaben im Bereich der DiGA?
Zacher: Die Forschungsvorhaben, die sich mit der Frage beschäftigen, ob das Patientenwohl mit der Digitalisierung die Diagnose, Therapie und Begleitung chronischer Krankheiten verbessern kann, sind nicht erst mit dem DVG entstanden. Das DVG war viel mehr die Konsequenz aus derartigen Vorhaben. Das DVG ist eine veritable Revolution. Deutschland lässt nämlich als erstes Land der Welt, hoch entwickelte technischen Systeme für die Gesundheit sehr schnell und mit relativ niedrigen Hürden für eine (vorläufige) Listung als DiGA zu.
Wie ist die Trendentwicklung bei digitalen Gesundheitsanwendungen?
Zacher: Hier zeigt sich, dass die anfängliche Euphorie, die noch vor 1,5 Jahren herrschte, einer gewissen Ernüchterung gewichen ist. Das liegt daran, dass es erstens ziemlich aufwendig ist, in den Fast-Track zu kommen. Zweitens kostet der Fast-Track viel Geld, denn es muss eine vergleichende Studie durchgeführt werden, die belegt, dass die Lösung auch das hält, was sie verspricht. Drittens muss man sich bei der Entwicklung auf enge Indikationsbereiche beschränken. Daran wird erkennbar, dass neben einer Feinjustierung bei der Entwicklung der DiGA auch die Art der Indikationen eine Rolle spielt. Eine Fokussierung auf Bereiche, wo noch nicht viele Produkte vorhanden sind, also eine Art Nischenstrategie, ist eine Entwicklung, die wir momentan beobachten. Das sind Bereiche, wo zum Beispiel der Leidensdruck besonders hoch und der Goldstandard besonders teuer ist.
Eine andere Strategie, welche wir unter anderem auch bei der DiGA Factory verfolgen, könnte sein, dass man DiGAs nicht unbedingt nur für bestimmte Nischen entwickelt, sondern für ein Krankheitsbild oder eine Fachgruppe unter den Ärzten. Wenn über diesen Ansatz in bestimmten Fachbereichen Synergien genutzt werden können, da die gleiche App nicht mehrmals neu entwickelt werden muss, sondern nur Variationen, dann kann das auch helfen, den Preisdruck unter Kontrolle zu bekommen. Denn der wird definitiv kommen, wenn nach dem Fast-Track-Verfahren eine Selektion stattfindet.