Wo trifft im Moment der Fachkräftemangel Krankenhäuser besonders stark?
Obermann: Auf allen Ebenen. Die aktuelle Diskussion um eine Impfpflicht gegen das Corona-Virus hat es in einigen Ländern auch nicht einfacher gemacht. Dann ist da noch das generelle Thema, dass die Gehälter, im Verhältnis zur Qualifikation und Arbeitsbelastung, einfach schlecht sind – vor allem in der Intensivpflege.
Aber auch junge Medizinerinnen und Mediziner sagen mir im Studium schon, dass sie das nicht mehr machen wollen. Deren Bezahlung im Arztberuf wäre in Ordnung, aber die beruflichen und auch finanziellen Aussichten sind begrenzt – sowohl in Kliniken als auch im niedergelassenen Bereich. Und gerade im Führungsbereich von Kliniken, auf Chefarztebene, reden wir über hohe Personalverantwortung und Arbeitszeiten, die viele im Verhältnis zum Einkommen nicht mehr attraktiv finden.
Wie sähe denn gelungenes digitales Recruiting für ein Krankenhaus aus?
Obermann: Es bringt nichts, bloß eine Abteilung für digitales Recruiting zu schaffen. Wer digitales Recruiting machen will, benötigt eine grundlegende Reorganisation, ein Durchdenken des ganzen Betriebs. Ein paar elementare Sachen kann ein Krankenhaus schon machen, aber es ist besser, wenn es als Ganzes auf Digitalisierung eingestellt wird. Dazu gehört auch konsequentes digitales Marketing, das geht mit Recruiting Hand in Hand. Dann wird auch das Leitbild authentisch transportiert. Aber das erfordert natürlich auch Menschen an der Spitze, die das verstehen und angehen wollen.