Gibt es dafür ein – digitales – Erfolgsbeispiel?
Schneider: Das beste Beispiel mit Vorbildfunktion für die gesamte Gesundheitsversorgung ist das Asklepios Tumorzentrum Hamburg, an dem Spezialistinnen und Spezialisten für Tumorerkrankungen arbeiten, die zu den besten Deutschlands gehören. Dank digitaler Vernetzung verschiedener Kliniken und der ärztlichen Leistung erhalten Patientinnen und Patienten, mit denen wir in digitaler Verbindung stehen, die gleiche Qualität an ärztlicher Leistung, als wären sie selbst im Hamburger Tumorzentrum.
Zurzeit kooperieren hier Ärztinnen und Ärzte von sieben Maximalversorgern. Patientinnen und Patienten werden in einer digitalen Tumorkonferenz vorgestellt, in der die Ärztinnen und Ärzte gemeinsam entscheiden, wie sie sie oder ihn am besten behandeln können. Dieses digitale Netzwerk möchten wir ausweiten auf unsere Kliniken im ganzen Land. So müssen Menschen nicht mehr zusehen, wie sie an die richtigen Spezialistinnen und Spezialisten herankommt. Und sie sind ist nicht allein auf Ärztinnen und Ärzte vor Ort angewiesen, die natürlich qualifiziert sind, aber vielleicht nicht für diese spezielle Tumorerkrankung.
Wo liegen für Asklepios die Hürden der Digitalisierung?
Schneider: Vor allem darin, dass die Digitalisierung im Gesundheitssystem nicht ausreichend gefördert wird. Für die geringen Fördermittel gibt es hohe bürokratische Hürden und lange Bewilligungszeiten von mehreren Jahren, bevor man mit Projekten starten kann. Auch fehlen immer noch einheitliche Lösungen, wie solche Vernetzungen funktionieren können. Daher muss immer noch das meiste neu entwickelt werden.
Es fehlen Datenschutzkonzepte und vor allem Kommunikationsstandards, um einen Datenaustausch im Sinne der besten Patientenbehandlung zu gewährleisten. Entgegen den Gesundheitssystemen unserer Nachbarländer endet heutzutage noch jeglicher digitaler Austausch von Behandlungsdaten an den Mauern der Arztpraxen und Krankenhäuser.
Aber Sie haben als Konzern schon so einiges umgesetzt …
Schneider: Wir haben vor allem die einzelnen IT-Systeme unserer Kliniken auf einer einheitlichen Plattform harmonisiert und standarisiert. Der Aufnahmeprozess bei Asklepios ist synchronisiert, die Dokumentationsprozesse sind synchronisiert, das Gleiche gilt für administrative Vorgänge – die Finanzbuchhaltung, die Logistik, die Einkäufe, und so weiter. So können wir Daten untereinander viel besser austauschen und nutzen.
Gibt es weitere Beispiele?
Schneider: Ja, das Projekt "Futurelab", bei dem aktuell in zwei unserer Krankenhäuser autonome Laborroboter das Fachpersonal bei Labordienstleistungen unterstützen. Sie garantieren vor allem in den Rand- und Nachtzeiten schnelle, zuverlässige Analysen im Akkord. Das Untersuchungsergebnis wird direkt an das Krankenhausinformationssystem übermittelt – wo Ärztinnen und Ärzte den letzten Blick darauf haben. Das bedeutet eine Steigerung der Behandlungsqualität und eine Entlastung für das Personal. Es ist eine Erfolgsgeschichte, die in anderen Häusern fortgesetzt werden soll.