Sind besondere Situationen wie die Pandemie ein Treiber für Investitionen und Innovationen im Krankenhaus?
Baum: Auf jeden Fall. Die Pandemie hat der Politik gezeigt, dass wir ein flächendeckendes Investitionsdefizit haben, das behoben werden muss. Das betrifft sowohl die Maßnahmen zur Digitalisierung als auch die zur Verbesserung der Infektionsprävention.
Gibt es denn genügend und passende Lösungen, die umgesetzt werden können, wenn das Geld die Krankenhäuser erreicht?
Baum: Die Krankenhäuser in Deutschland sind sehr ausgetrocknet, was die Investitionsmittel angeht. Sie reichen jährlich Anträge für das doppelte Fördervolumen von dem ein, was die Länder mit der Regelfinanzierung zur Verfügung stellen – das heißt für Förderungen in Höhe von 6 Milliarden Euro. Insofern haben sie sehr viele Programme und Möglichkeiten abrufbar, die kurzfristig beantragt werden können und dann auch hoffentlich schnell genehmigt werden.
Gibt es denn, was eine umfassende Krankenhausdigitalisierung angeht, ein internationales Vorbild, an dem wir uns in Deutschland orientieren können?
Baum: Viele Projekte, die in anderen Ländern erfolgreich sind, könnten wir als Solches übernehmen, seien es elektronische Rezepte, Patientenakten oder Kommunikationsmöglichkeiten zwischen Arzt und Patient. Aber sie müssten immer an die Besonderheiten des deutschen Gesundheitswesens adaptiert werden. Dazu gehört einerseits der strenge Datenschutz. Andererseits reden wir in Deutschland immer über eine flächendeckende, komplette Einführung für das Gesundheitswesen. Das heißt, es muss Schnittstellen zwischen den Krankenhäusern, den niedergelassenen Ärzten, Apotheken und Krankenkassen geben. Deshalb ist unser System erheblich komplexer, am Ende aber hoffentlich auch effizienter, wenn eine Lösung erfolgreich eingeführt wurde.
Reicht für die digitale Weiterentwicklung der Krankenhäuser ein solches Paket oder brauchen wir eine weitreichendere Verbesserung der Rahmenbedingungen?
Baum: Zurzeit handelt es sich um ein befristetes Programm, das heißt, es wird einmalig Geld zur Verfügung gestellt, das in den nächsten Jahren in Projekten genutzt werden kann. Es muss in der Politik ein Weg gefunden werden, um dieses Investitionsvolumen dauerhaft zu erhalten. Ich habe die Hoffnung, dass wir mit der Bereitstellung der 3 Milliarden Euro aus dem Bundeshaushalt den Auftakt zu einer dauerhaften gemeinsamen Finanzierung von Krankenhausinvestitionen durch Bund und Länder sehen.