Im Interview mit MEDICA.de spricht Christian Klose darüber, wie die Corona-Pandemie die Digitalisierung beschleunigt und warum Digitalisierung im Gesundheitssystem eine Gemeinschaftsaufgabe ist.
Herr Klose, Sie werden im MEDICA ECON FORUM by TK einen Impulsvortrag zum Thema "Corona als Beschleuniger der digitalen Versorgung" halten. Wo zeigt sich im Moment diese Beschleunigung?
Christian Klose: Zu Beginn der Pandemie fanden sehr viele Prozesse noch rein analog statt. Jetzt erkennen wir zum Beispiel bei der Vernetzung der Gesundheitsämter eine deutliche Verbesserung, die Prozesse beschleunigt und Transparenz durch Daten schafft. Auch die Prozesse im Versorgungsalltag hat die Pandemie extrem beschleunigt. 2019 wurden bei der Videosprechstunde nur rund 3000 Behandlungsfälle abgerechnet, im ersten Halbjahr 2020 waren es rund 1,4 Millionen.
Zwei der aus meiner Sicht erfolgreichsten Beispiele für gelungene Digitalisierung sind die Corona-Warn-App mit rund 35 Millionen Downloads und das digitale Covid-19-Impfzertifikat "CovPass-App" mit 22 Millionen Downloads. Diese Anwendungen kommen in der Bevölkerung an. In dieser Legislaturperiode ist es uns auch gelungen, dass deutlich mehr als 90 Prozent der Arztpraxen an die Telematik-Infrastruktur angeschlossen sind, die Apotheken fast vollständig und die Krankenhäuser sind auf einem guten Weg. Wir reden relativ wenig über diese sehr erfolgreichen Projekte – eben weil sie funktioniert haben.
Die Pandemie hat aber auch Nachholbedarf und Herausforderungen aufgezeigt, unter anderem bei den Krankenhäusern. Das haben wir mit dem Krankenhauszukunftsgesetz adressiert, mit dem wir bis zu 4,3 Milliarden Euro für die Digitalisierung zur Verfügung stellen.
Zeigt sich die Digitalisierung besonders in bestimmten Sektoren des Gesundheitssystems?
Klose: Noch stehen wir am Anfang der digitalen Transformation. Aber wir haben in dieser Legislaturperiode einen großen Schritt vorwärts gemacht und den regulatorischen Rahmen so weit geöffnet, dass wir Digitalisierung nicht nur ermöglichen, sondern an vielen Stellen auch sehr deutlich einfordern. Vom niedergelassenen Arzt, über die Krankenhäuser bis hin zur Apotheke. Das ist unabdingbar: Denn Digitalisierung kennt, wie auch der Patient selbst, erstmal keine Sektorengrenzen. Hier müssen wir stärker verstehen, dass wir gemeinsam letztlich mehr bewegen können.