Welches Szenario stellt der Simulator genau dar?
Lorenz: Den Einsatz einer Primärendoprothese, also keine Revisions-OP. Die Eröffnung des Gelenks und das Verschließen der Operationswunde sind nicht enthalten, aber alle Schritte an Knochen und Gelenk. Das sind das Ausrenken des Gelenks und das Abschneiden des Gelenkkopfes, das Ausfräsen der Pfannenseite und das Einschlagen der Implantatpfanne und des Implantat-Inlays.
Auf der Seite des Oberschenkelknochens ist es das Ausschaben des Markraums und das Einschlagen von Raspeln verschiedener Größe, um Platz für Implantatschaft zu schaffen. Dann wird der finale Implantatschaft eingeschlagen, eventuell noch mit einem Probekopf, um den Sitz der Prothese zu prüfen und zu justieren. Dann kommen der finale Kopf und das Einrenken des neuen Gelenks.
Wie erreichen Sie ein realistisches haptisches Feedback?
Lorenz: Im Vorgängerprojekt haben wir bereits biomechanische Versuche an der Hüftgelenkspfanne durchgeführt und dabei die involvierten Kräfte und Drehmomente gemessen. Für die weiteren Schritte der OP wollen wir von Oktober an auch Messungen am Oberschenkelknochen durchführen. Das wird zusammen mit unserem Partner, dem Institut für makroskopische klinische Anatomie an der Medizinischen Universität Graz, stattfinden. Diese Ergebnisse werden wir dann nochmals mithilfe von erfahrenen Chirurgen überprüfen.
Das Projekt läuft jetzt seit rund elf Monaten. Was sind Ihre bisherigen Zwischenergebnisse?
Lorenz: Wir haben für viele Teilbereiche schon die Grundlagen geschaffen. Es gibt ein grobes Trainings- und Ablaufkonzept, erste Details für Fehlerfeedbacks, die wir geben möchten, und die grundlegende Synchronisierung für einen Multi-User-Modus, über den Teilnehmer sich auch ortsunabhängig verbinden und die VR-Umgebung gemeinsam nutzen können. Die Planung für die ausstehenden biomechanischen Messungen ist abgeschlossen. Die Hauptarbeit wird in den nächsten zwölf Monaten stattfinden, in denen wir alle Teilbereiche fertig entwickeln und verbinden wollen. In einem Jahr soll ein Prototyp für die Evaluation durch Chirurgen bereitstehen.