Im Interview mit MEDICA.de spricht Dr. Corinna Morys-Wortmann über das Projekt "HEDI" und die App, die Frauen und Familien in der Schwangerschaft und nach der Geburt mit medizinischen Fachkräften und Beratungsstellen verbindet.
Frau Dr. Corinna Morys-Wortmann, was ist das Ziel des Projekts "HEDI – Digitale Hilfe für die Schwangerenversorgung" und der darin verwendeten App?
Dr. Corinna Morys-Wortmann: Unsere Ziele orientieren sich an unseren beiden Fokusgruppen. Die erste Gruppe sind die Schwangeren und die jungen Familien, die wir über die Angebote hier in der Gesundheitsregion Südniedersachen informieren wollen.
Die zweite Gruppe sind die Hebammen, die mit der App ein Koordinationstool erhalten. Sie können dort ein Profil anlegen, erhalten Kontaktanfragen und haben die Möglichkeit, Termine mit betreuten Schwangeren zu koordinieren. Schwangere, die den Kontakt zu einer Hebamme suchen, müssen bestimmte Informationen vorher eintragen. Damit erhält eine Hebamme schon mit der Anfrage alle Daten, die sie benötigt. Zusätzlich wird auch auf einer Karte die räumliche Verteilung der bereits zum jeweiligen Zeitpunkt vorhandenen Betreuungsverhältnisse zusammen mit der Anfrage angezeigt. Damit können besonders Hebammen im ländlichen Raum auf einen Blick erkennen, ob die Wegstrecken schnell zu bewältigen sind.
Neben Schwangeren und Hebammen waren auch Arztpraxen, Gynäkologinnen und Gynäkologen sowie Pädiaterinnen und Pädiater und in der Beratung tätige Fachkräfte, wie die der "Frühen Hilfen", in die Entwicklung involviert.
Welche Funktionen hat die App?
Morys-Wortmann: Sie enthält Informationstexte nicht nur direkt zu den Themen Schwangerschaft und Geburt, sondern auch begleitende Informationen zum Beispiel zu Finanzen und benötigten Dokumenten. Ein wesentlicher Vorteil ist, dass die App von Anfang an mehrsprachig entwickelt wurde. Sie enthält alle Texte auf Deutsch, Englisch, Französisch, Persisch und Ukrainisch. Alle Texte sind auch als Audiodateien verfügbar. Sie sind leitlinienkonform formuliert und überprüft und außerdem in leicht verständlicher Sprache geschrieben.
Alle Texte werden mit Informationen zu den regionalen Kontaktstellen kombiniert, das heißt nicht nur die Hebammen und Arztpraxen, sondern auch die kommunalen Beratungsstellen, wie die "Frühen Hilfen", sind in der App enthalten und werden jeweils thematisch passend angezeigt.
Weiterhin ist eine sichere Chatfunktion enthalten, sowohl für Video- als auch textbasierte Chats. Sie basiert auf dem "Matrix-Chat", der auch in der Telematik-Infrastruktur verwendet wird und für den Austausch von Gesundheitsdaten zugelassen ist. Die Informationstexte können direkt in den Chat integriert werden und werden automatisch in der ausgewählten Zielsprache angezeigt. Damit erhalten Hebammen und andere Fachkräfte eine fachlich gesicherte und schnelle Übersetzung.