Das Besondere an der Anwendung ist, dass sie den direkten Notruf 112 ermöglicht und so keine lebensrettende Zeit verloren geht. "Die App informiert über das richtige Verhalten bei Verdacht auf Herzinfarkt sowie beim Vorliegen eines plötzlichen Herzstillstands. Sofortiges Handeln ist in beiden Fällen überlebenswichtig", betont Prof. Dr. med. Thomas Voigtländer, Vorstandsvorsitzender der Deutschen Herzstiftung.
Die App gliedert sich in die Herznotfall-Situationen "Brustschmerzen" und "Bewusstlosigkeit". In beiden Notfallsituationen wird mit Abbildungen und wenigen Fragen geklärt, ob Schmerzen im Brustkorb auf einen Herzinfarkt hindeuten oder ob eine akute Bewusstlosigkeit, hervorgerufen durch einen Herzstillstand, vorliegt. Ist letzteres der Fall, erhalten Helferinnen und Helfer die Anleitung zur Durchführung der Herzdruckmassage Schritt für Schritt sowie zur Anwendung des automatisierten externen Defibrillators (AED). "Die kurze und konkrete Anleitung zur Herzdruckmassage soll helfen, die lebenswichtige Versorgung des Körpers mit Sauerstoff zu überbrücken, bis der Rettungsdienst eintrifft", betont Herzexperte Voigtländer, Ärztlicher Direktor am Agaplesion Bethanien-Krankenhaus und Cardioangiologisches Centrum Bethanien (CCB) in Frankfurt am Main. Allerdings ist die App nicht als Ersatz einer Ausbildung in der Herz-Lungen-Wiederbelebung gedacht.
Der plötzliche Herzstillstand gehört zu den häufigsten Todesursachen in Deutschland. Jedes Jahr erleiden hierzulande ca. 65 000 Menschen einen sog. Plötzlichen Herztod. Ist der Betroffene bewusstlos, reagiert er nicht auf lautes Zurufen oder andere Reize (Zwicken) und atmet nicht normal, muss man von einem plötzlichen Herzstillstand ausgehen. Wenn ein solcher Herznotfall eintritt, ist das für zufällig Anwesende oder Angehörige eine belastende Situation. Aus Angst etwas falsch zu machen, wird oft gar nichts gemacht und nur abgewartet, bis der Rettungsdienst eintrifft. "Die App soll dazu beitragen, diese Hemmschwelle zu überwinden und im Notfall schnell und gezielt zu handeln, um Leben zu retten", sagt Prof. Voigtländer.
In der App ist zudem ein Herzinfarkt-Risikotest enthalten. Der Test erfasst die Risikofaktoren Bewegungsmangel, Übergewicht, Rauchen, Stress und ungesunde Ernährung, die sich schädigend auf die Herzkrankgefäße auswirken und zu den Risikokrankheiten Bluthochdruck, Diabetes und Fettstoffwechselstörungen (hohes Cholesterin) führen. "Gesunde und Patienten, bei denen noch keine koronare Herzkrankheit diagnostiziert wurde, bekommen eine Einschätzung ihres persönlichen Herzinfarkt-Risikos und den Hinweis, ob eine ärztliche Untersuchung notwendig ist.
Das persönliche Risikoprofil wird anhand von zu beantwortenden Fragen und der erreichten Punktzahl ermittelt. Am Ende steht das Ergebnis mit einer Einordnung des Risikos und entsprechenden Ratschlägen. Ein schlechtes Testergebnis bedeutet nicht, dass man dem Herzinfarkt hilflos ausgeliefert ist, sondern es dient als Aufforderung, etwas für die Gesundheit zu tun. "Am besten sollte man einen Internisten oder Kardiologen aufsuchen, um gemeinsam eine Strategie gegen den Herzinfarkt zu entwickeln", rät Prof. Voigtländer. Denn bis auf erbliche Belastung, Alter und Geschlecht sind alle Risikofaktoren beeinflussbar.
MEDICA.de; Quelle: Deutsche Herzstiftung e.V.