Was kann alles mit dem Gerät gemessen werden?
Dr.-Ing. Kreuzer: Die Standardparameter umfassen Herzfrequenz, Körperkerntemperatur, Sauerstoffsättigung im Blut (SPO2) und die Atemfrequenz. Das sind die Grundparameter, davon abgeleitet gibt es dann zum Beispiel noch Parameter wie Stresslevel oder Müdigkeitslevel. Alle diese Parameter basieren auf der Herzratenvariabilität (HRV). Im medizinischen Set-up werden dann noch andere Variablen mit einbezogen, um es als ein Early-Warning-Score-System einzusetzen.
Ein Beispielszenario, wo unser Gerät zum Einsatz kommt, wäre nach einem Unfall. Wenn der Patient in die Klinik eingeliefert wird, werden verschiedene Parameter herangezogen, um den Zustand einzuschätzen. Die Sensoren werden hier eingesetzt, um die Sauerstoffsättigung oder die Temperatur des Patienten zu überprüfen.
Wie werden die Daten verwaltet und ausgewertet?
Dr.-Ing. Kreuzer: Im Sportbereich kann cosinuss° one als Sensor direkt an die eigene Smartwatch oder Fitnessapplikation gekoppelt werden. Im klinischen oder medizinischen Bereich können die Daten zum Beispiel auf eine App gezogen werden, sodass sie lokal beim Patienten oder Nutzer auf der App abrufbar sind.
Ein Ziel für die Zukunft ist, dass die Daten auch auf dem Sensor selbst gespeichert werden können. Damit würde der Sensor autark laufen und über den ganzen Tag Daten aufzeichnen, die am Ende mit dem Handy o. ä. synchronisiert und heruntergeladen werden. Das war eigentlich als einer der nächsten Schritte in der Entwicklung eingeplant, aber jetzt werden wir von Corona etwas ausgebremst, da wir aktuell den Fokus voll auf die Lösung für Covid-19 Patienten legen.
Inwiefern kommt der Sensor bei Covid-19 Patienten zum Einsatz?
Dr.-Ing. Kreuzer: Bei Covid-19 Patienten, die eigentlich zuhause bleiben sollen, weil die Kliniken für die schweren Fälle frei bleiben müssen, kommt unser Sensor nun zum Einsatz. Es heißt in der Regel, wenn es einem schlechter geht, soll man sich in die Klinik einweisen. Hier stellt sich allerdings die Frage, was bedeutet schlechter? In Italien gab es eine Studie dazu, dass vor allem ältere Herren sich selbst zu spät in die Klinik einweisen und dann in einem so desolaten Zustand ankommen, dass sie nicht mehr gerettet werden können. Unser Sensor unterstützt die Patienten daheim, denn die Daten werden ans Gesundheitsamt oder Klinikum übertragen und mithilfe einer Auswertung ist sofort ersichtlich, wenn die Werte sich bei einem Patienten verschlechtern. Dann wird dieser kontaktiert und in die Klinik geholt bevor der Zustand zu schlecht wird.
Wie ist Künstliche Intelligenz in das Gerät und speziell in die Datenverwaltung eingebunden?
Dr.-Ing. Kreuzer: Wir nutzen KI für die Algorithmen-Entwicklung. Wir streamen die Rohdaten auf den Server und wenden dann die Algorithmen mittels maschinellen Lernens an, um dann den optimierten Algorithmus wieder auf den Sensor zu spielen. Gleichzeitig lassen wir über die Daten, die gesammelt werden, Algorithmen laufen, um Patterns zu erkennen. Aufgrund der Zulassung ist KI im Medizinbereich jedoch überall noch sehr experimentell im Einsatz, so auch bei uns.