IoT im Gesundheitswesen: das Potenzial von Daten voll ausschöpfen

Das Internet der medizinischen Dinge (IoT) spielt eine wichtige Rolle bei der Überwachung von Patienten in Krankenhäusern oder selbstständigen Messungen zu Hause. Hier sind medizinische Geräte über eine Cloud verbunden, in der die Werte des Patienten gesammelt und analysiert werden. Im Zuge der fortschreitenden Digitalisierung nimmt die Bedeutung von Clouds im medizinischen Bereich stetig zu.

Guy Vinograd informiert uns im Interview mit MEDICA-tradefair.com über die Bedeutung von IoMT-Plattformen, zeigt auf, welche drei spezifischen medizinischen Funktionen die bio-T-Plattform im Gegensatz zu anderen Plattformen im medizinischen Bereich bietet und verrät uns, was er sich von der Teilnahme des Unternehmens am MEDICA START-UP PARK 2019 erwartet.

Welches Ziel verfolgten Sie bei der Entwicklung der bio-T-Plattform?

Guy Vinograd: Unser Ziel war es, die Herausforderungen zu lösen, denen sich Anbieter von Medizinprodukten bei der Transformation in IT-Unternehmen gegenübersehen. Das Internet der medizinischen Dinge (Internet of Medical Things, IoMT) boomt mit einer durchschnittlichen jährlichen Wachstumsrate (CAGR, steht für Compound Annual Growth Rate) von über 30 Prozent und wird bis 2025 zu einem 300-Milliarden-Dollar-Markt anwachsen. Das IoTM zwingt das Ökosystem des Gesundheitswesens dazu, eine Daten- und Cloud-Revolution auf den Weg zu bringen. Medizinprodukte sind die Datenquellen der IoMT-Revolution. Deshalb haben weltweit Zehntausende Gerätehersteller die strategische Entscheidung getroffen, IT-Unternehmen zu werden. Medizintechnikunternehmen sehen sich jedoch mit großen Kompetenz- und Technologiedefiziten konfrontiert, beispielsweise in Bezug auf die Skalierung von Clouds, den Umgang mit Cybersicherheit, das IoT (Internet of Things), der künstlichen Intelligenz, der digitalen Gesundheit und der Interoperabilität. Wir möchten mit unserer Plattform eine Lösung für dieses Problem anbieten.

Für welche Zielgruppe ist diese Plattform gedacht?

Vinograd: Unsere Zielkunden sind Anbieter von medizintechnischen Geräten. Die bio-T-Plattform bietet jedoch auch für andere Akteure im Gesundheitswesen einen Mehrwert, wie beispielsweise Krankenversicherer, Beschäftigten im Gesundheitswesen und Patienten.

Die Bio-T-Plattform ist konform mit dem amerikanischen Gesetz über die Portabilität und Rechenschaftspflicht von Krankenversicherungen (HIPAA, steht für Health Insurance Portability and Accountability Act) und der Datenschutz-Grundverordnung (DSGVO). Was bedeutet das konkret?

Vinograd: Das Thema Datenschutz und Cybersicherheit ist die erste Frage, der sich ein Anbieter von medizinischen Geräten stellen muss, die mit dem Internet verbunden sind, wenn er sich an Krankenhäuser wendet. Denn solche Geräte sind anfälliger für vorsätzliche Angriffe und einer ziellosen Verteilung von Malware. Dies ist für Krankenhäuser besonders schwerwiegend, da sie in der heutigen Welt als Teil der Gesundheitsindustrie die beliebteste Zielscheibe von Hackern sind und am meisten angegriffen werden.

HIPAA und DSGVO bilden zwei Richtlinien für Datenschutz und Sicherheit. Das HIPAA-Gesetz ist eine US-amerikanische Anforderung, die vorschreibt, wie personenbezogene Gesundheitsdaten, die von der Gesundheits- und Krankenversicherungsbranche gespeichert werden, vor Betrug und Diebstahl geschützt werden sollen. Die DSGVO soll den Schutz personenbezogener Daten innerhalb der Europäischen Union sowie den freien Datenverkehr innerhalb des europäischen Binnenmarktes gewährleisten. Unsere bio-T-Plattform entspricht sowohl dem HIPAA-Gesetz als auch der DSGVO und gewährleistet daher Datenschutz und Sicherheit.

Was haben andere IoT-Plattformen mit der bio-T-Plattform gemeinsam?

Vinograd: Alle IoT-Plattformen und auch bio-T zielen darauf ab, Geräte maßstabsgetreu zu verwalten, beispielsweise Remote-Geräte zu konfigurieren, die Firmware solcher Geräte zu aktualisieren und dies auf kostengünstige Weise, sodass es auch bei Millionen von Geräten möglich ist, die Cloud-Kosten angemessen zu halten.

Im Gegensatz zu anderen IoT-Plattformen bietet die bio-T-Plattform Funktionen für die digitale Gesundheit. Könnten Sie diese kurz beschreiben?

Vinograd: bio-T betrachtet das gesamte Ökosystem der Nutzer des Gesundheitswesens ganzheitlich und bietet für jeden die relevanten digitalen Gesundheitsfunktionen.

Für Patienten bietet bio-T eine Consent-Management-Lösung, mit der sie steuern können, wer auf welchen Teil ihrer Daten zugreifen kann. Des Weiteren bietet bio-T eine Lösung zur Förderung der Therapie-Adhärenz, das heißt die Plattform hilft Patienten, besser mit den vereinbarten Empfehlungen eines medizinischen Behandlers übereinzustimmen. Die meisten Menschen sind nachweislich eher etwas träge und nicht immer konsequent beim Befolgen der ärztlichen Ratschläge. Daher ist es für die Anbieter und das gesamte Ökosystem des Gesundheitswesens wichtig, diesbezüglich Transparenz zu schaffen und Patienten zu einem besseren Gesundheitsverhalten zu animieren. Die Konnektivität des Geräts ist dementsprechend der Schlüssel für einen echten Durchbruch, da die Datenübertragung in Echtzeit in die Cloud uns mitteilt, zu welcher Zeit die Patienten das Gerät verwenden, sodass wir die tatsächliche Nutzung mit den vom Arzt beschriebenen Zeitplänen und den Plänen in unserem System vergleichen können.

Für Pflegepersonen bietet bio-T eine behördliche Berechtigungskontrolle durch Integration in Systeme wie das US-NPPS (National Plan and Provider Enumeration System) und seiner Therapie-Adhärenz-Funktion. Damit können Pflegekräfte fundierte Entscheidungen über die verschriebenen ärztliche Verordnungen treffen. Nicht zuletzt gibt es auch noch das sogenannte Patient Recovery Management, mit dem Pflegekräfte den Fortschritt ihrer Patienten nachverfolgen können.

Für Krankenschwestern im Bereich der Forschung bietet bio-T Mechanismen zu Patienten-Fragebögen und Datenverarbeitung bei klinischen Studien (Clinical Trial Data Governance).

Des Weiteren bietet bio-T auch digitale Gesundheitsfunktionen, unter anderem für Kostenträger, Systemverwalter und Techniker.

Was ist der Vorteil einer Zusammenarbeit mit mehreren Partnern?

Vinograd: Die Erstellung einer End-to-End-IoMT-Lösung ist eine multidisziplinäre Aufgabe. Es umfasst mehrere Technologien, wie beispielsweise Sensor-Elektronik, embedded Software, Kommunikationschips wie Bluetooth, mechanisches Design, Produktion und Logistik, Mobilfunk-Kompetenz rund um Geräte, die das Mobilfunknetz für die Übertragung in die Cloud nutzen, medizinische Vorschriften, fachliche Kompetenz bezüglich mobiler Anwendungen, Cloud Computing und vieles mehr.

Kein einzelnes Unternehmen ist in der Lage, in all diesen Disziplinen erstklassige Qualität zu liefern. Deswegen haben wir mit bio-T ein großes Netzwerk der besten Partnern aufgebaut, um das IoMT-Puzzle für Anbieter von Medizinischen Geräten zu lösen.

Was erwarten Sie sich von der Präsentation Ihrer Plattform im MEDICA START-UP PARK 2019?

Vinograd: Unser Ziel ist es, die Botschaft zu vermitteln, dass das Erstellen von IoMT-Lösungen im Gesundheitswesen keinesfalls eine riskante Aufgabe ist und dass das IoMT nicht nur für große Unternehmen bestimmt ist. Mit den richtigen Werkzeugen kann das heutzutage jeder umsetzen. Und natürlich wollen wir Herstellern von medizinischen Geräten auch nahebringen, dass bio-T ein unentbehrliches Instrument in ihrer Toolbox ist.