Wie weit sind Sie mit der Entwicklung?
Antweiler: Wir haben zunächst Anforderungen an eine Lösung mit mehreren Ärztinnen und Ärzten besprochen und ein erstes Design erstellt. Dann ging es an die Entwicklung der Datengrundlage und das Training der KI. Aktuell vergleichen wir verschiedene Architekturansätze und entwickeln parallel die Softwareoberfläche sowie die Anbindung an das Krankenhausinformationssystem. Im kommenden Jahr werden wir an der Uniklinik Essen bereits einen Prototyp testen.
Wie muss man sich die Forschungsarbeiten Ihres Teams dazu vorstellen?
Antweiler: Das große Team besteht sowohl aus ärztlichem, pflegerischem und administrativem Personal aus dem Krankenhaus als auch aus Expertinnen und Experten aus der Informatik und den Wirtschaftswissenschaften. Zusammen erheben wir Anforderungen, definieren Entwicklungspläne, diskutieren Modellergebnisse und planen die Implementierung vor Ort.
Stoßen Sie auch auf Vorbehalte bei Ihrem Forschungsprojekt, in Sachen Datenschutz zum Beispiel?
Antweiler: Es gibt viele wichtige Hinweise, die wir in den Diskussionsrunden mit Klinikpersonal bekommen und in die Entwicklung integrieren. Dazu zählen etwa die Korrektheit und Sicherheit der Daten oder die Einhaltung von Privatsphäre und vieles weitere. Besonders wichtig ist ihnen, dass bestehende Prozesse nicht durch neu eingeführte Tools gestört werden oder dadurch zusätzlicher Dokumentationsaufwand entsteht.
Wann ist mit der Markteinführung des Arztbriefgenerators zu rechnen?
Antweiler: Wir wollen bis Ende 2024 den Arztbriefgenerator an der Uniklinik Essen lauffähig implementieren.
Wo könnte NLP im Klinikalltag noch von Nutzen sein?
Antweiler: Überall dort, wo viele Texte geschrieben oder gelesen werden, kann NLP eingesetzt werden. Dazu zählen die Auswertung mitgebrachter Dokumente von Patientinnen und Patienten, die Auswertung von Radiologie-, Pathologie- oder Laborbefunden, die Integration von medizinischen Leitlinien in die Behandlung bis hin zur vereinfachten Abrechnung.
Mir ist in diesem Zusammenhang noch wichtig zu betonen, dass die Ergebnisse von KI-Systemen eine Unterstützung im Arbeitsalltag sind und sozusagen als zusätzliche „helfende Hand“ interpretiert werden sollten. Der Mensch hat bei der Verwendung immer das letzte Wort, sollte die Inhalte prüfen und kann sie in jedem Fall ändern und anpassen. Auf den Punkt gebracht: Die KI ist dazu da, um den Menschen ihren Arbeitsalltag zu erleichtern.