Was sind die konkreten Ziele des Forschungsprojekts MedISA?
Lo Iacono: Wir wollen wissenschaftlich erheben, welche Maßnahmen für die einzelnen Nutzergruppen ideal sind, damit diese möglichst lange nachhalten. Wir haben zwei assoziierte Kliniken mit an Bord, bei denen wir die notwendigen Probanden befragen werden. Diese Kliniken haben schon Maßnahmen ergriffen. Durch Erhebungen in Gesprächen mit Probanden aus verschiedenen Zielgruppen möchten wir herausfinden, wie die Teilnehmenden diese Maßnahmen empfunden, wie zielführend sie sie gefunden haben und woran sie sich noch erinnern können. Wir haben auch eigene Ideen für neuartige Ansätze für Schulungsmaßnahmen im Projekt verankert, die wir wissenschaftlich evaluieren und erproben wollen.
All das wollen wir erheben und schließlich das Ergebnis entsprechend als Handreichung rausgeben, damit sich die verschiedenen medizinischen Versorgungseinrichtungen an diesen Empfehlungen bei der Umsetzung im eigenen Haus orientieren können.
Wie wollen Sie vorgehen, um diese Ziele zu erreichen?
Lo Iacono: Wir haben eine Reihe von Interviews, partizipativen Workshops und Usability-Studien geplant, in denen wir mit den verschiedenen Zielgruppen erarbeiten, wie eigentlich so eine Schulungsmaßnahmen sein muss, damit sie in den Arbeitsalltag passt und effektiv ist. Gemeinsam werden wir dann Maßnahmen daraus erarbeiten, die wir anschließend noch mal evaluieren. Das heißt, wir werden mit diesen Maßnahmen auch Sensibilisierungen in den Pilotkliniken durchführen und entsprechend mit den Teilnehmenden am Ende besprechen und schauen, wie sie funktioniert haben.
Unsere Idee ist eine ganz neue Maßnahme, die es in der Form noch nicht gibt. Wir verwenden dabei Ergebnisse aus einer anderen Disziplin, der Verhaltenspsychologie. Dort gibt es sogenannte Nudging-Ansätze, also "anstupsen". Man "stupst" die Leute so in eine bestimmte Richtung: Wenn sie eine Entscheidung treffen müssen, versucht man diese Entscheidungsprozesse zu beeinflussen. In unserem Fall zu einer Entscheidung, die der Sicherheit und Privatheit zugutekommt. Diese "Stupser" könnte man tief in die IT- oder Kommunikationssysteme einbauen.
Dann würde man regelmäßig, durch die Verwendung der IT-Systeme und diese "Stupser", erinnert, dass man gerade besonders sensible Arbeitsschritte vollzieht. Die Sensibilisierung würde somit nicht an einem Tag erfolgen, sondern dauerhaft. Man wird durch die Verwendung der IT-Systeme sensibilisiert und geschult. Wir hoffen, dass wir in drei Jahren, wenn wir die Ergebnisse haben, sagen können, dass es eine Maßnahme ist, die auch für große Gruppen effizient und nachhaltig funktioniert.