Woher kommt die Idee zu dem Tool?
Pauling & Rose: Die Idee entstand während einer Studie, an der wir beteiligt waren. Dort waren wir mit der Fragestellung konfrontiert, die Heterogenität der Patientenkohorte zu untersuchen. Wir fokussierten uns auf eine Gruppe von Algorithmen, die prinzipiell in der Lage sind, dies zu tun. Allerdings stellte uns das vor das Problem, welcher Algorithmus genutzt werden sollte und wie die jeweiligen Anfangsparameter zu justieren sind. Somit entwickelten wir die MoSBi-Methodik, die in der Lage ist, die Ergebnisse mehrerer Algorithmen automatisch zu konsolidieren. Die Visualisierung entstand dann, da wir eine intuitive Sicht auf die Ergebnisse benötigten, um die Ergebnisse einfacher zu interpretieren.
Was genau haben Sie in der Studie zur MoSBi-Methode untersucht? Zu Welchem Ergebnis kamen Sie?
Pauling & Rose: Die Publikation zu MoSBi hat einen bioinformatischen Fokus. Bei der Entwicklung von bioinformatischen Methoden ist eine gründliche Evaluierung sehr wichtig. Dazu haben wir öffentliche, molekulare Daten von publizierten Studien genutzt und auch Daten simuliert, um auf bestimmte Charakteristika in Daten einzugehen. So konnten wir die Stärken und Schwächen von MoSBi im Vergleich zu anderen Methoden untersuchen und Anwendungsszenarien herausarbeiten. Und natürlich ist die Methode dort im Detail beschrieben und mathematisch definiert.
In einer weiteren Publikation zur nichtalkoholischen Fettleberkrankheit haben wir MoSBi genutzt, um Subgruppen basierend auf Lipidsignaturen zu finden, die den Verlauf der Krankheitsentwicklung darstellen. Dort konnten wir zeigen, dass sich die Methode auch in der Praxis nutzen lässt, um wichtige Erkenntnisse zu generieren.
Wohin wird sich der Einsatz von Algorithmen beziehungsweise maschinellem Lernen in der Medizin zukünftig entwickeln?
Pauling & Rose: Maschinelles Lernen kann dazu beitragen, genauere Diagnosen beziehungsweise Behandlungsmöglichkeiten aufzuweisen, indem große Datenmengen zusammen analysiert werden. Zum Beispiel kann auch die Krankheitsgeschichte systematisch mit einbezogen werden. Dabei ist es vor allem als Werkzeug für Ärztinnen und Ärzte gedacht, um deren Entscheidungsfindung zu unterstützen. Wichtig dafür sind natürlich auch rechtliche Rahmenbedingungen für die Digitalisierung der Patientendaten, damit diese für Algorithmen standardisiert nutzbar sind und zur Forschung beitragen können, sofern die Patienten das wünschen.