Welche Daten könnte man aus dem System noch ablesen?
Geyer: In unser System kann man grundsätzlich jeden Sensor integrieren, beispielsweise Umweltsensoren, zum Beispiel für Temperatur oder Luftfeuchtigkeit, oder auch Wearables, die sich über Bluetooth integrieren lassen und dann die Herzrate, Blutdruck oder ähnliches übersenden. In unserer Infrastruktur können wir grundsätzlich alles aufnehmen – das macht sie so vielseitig. Wir nutzen sie für die Lokalisierung und Übernahme der Daten von Sensoren. Die Sensoren kommen nie von uns, aber wir bieten den herstellenden Unternehmen die Möglichkeit, unsere Infrastruktur mitzubenutzen, um so für den Endnutzer eine gute Prozesslösung zu finden.
Welche Erkenntnisse konnten Sie aus der ersten Erprobungsstufe ziehen?
Geyer: Die Infrastrukturen selbst laufen bei uns in der Form schon seit Jahren. Wir erproben an dieser Stelle also nur den Datenpunkt über die automatische Belegung eines Bettes. Wir haben im Sana Klinikum Duisburg mehrere Testbetten mit Sensoren ausgestattet und schauen jetzt, ob sie wirklich zuverlässig arbeiten. Das funktioniert bis jetzt alles wunderbar, die Technik läuft einwandfrei.
Jetzt gehen wir bald in die zweite Stufe und weiten das Portfolio an Betten im Klinikum aus, um dann in Richtung der Anwendungsfälle zu gehen. Dann werden wir auch Auslastungsanalysen durchführen und sehen, wie viele Betten wirklich benötigt werden, denn in der Regel werden zu viele Betten vorgehalten.
Zum Schluss erarbeiten wir mit der Klinik ein Konzept eines zentralen Belegungsmanagements. Dazu wird aber mehr gehören als nur die Anzahl der freien Betten, sondern beispielweise auch Patientenattribute wie Geschlecht oder Alter.
Was denken Sie, wie sich der Klinikalltag durch die fortschreitende Digitalisierung weiter entwickeln wird?
Geyer: Ich kann Ihnen sagen, wie er sich verändern muss: Wir müssen mit Hilfe der Digitalisierung mehr Zeit für die patientennahen Berufsgruppen schaffen, sodass diese sich um das wirklich Wichtige kümmern können, also Patienten zu behandeln und zu pflegen. Daher haben wir mit diesen integrierten Sensoren ein Paradebeispiel dafür, wie mehr Zeit gewonnen werden kann: Indem wir bestimmte manuelle Tätigkeiten möglichst automatisieren.
Wir verstehen Digitalisierung immer als Automatisierung, um dem Personal bestimmte wiederkehrende Tätigkeiten abzunehmen. Denn die reine Digitalisierung an sich könnte auch ein manueller Eintrag in einer Software sein – damit wäre dem Pflegepersonal aber noch keine Arbeit abgenommen und sie ginge handschriftlich vielleicht sogar schneller.
Ich glaube, es geht darum, den Leuten die Digitalisierung als Mehrwert im Sinne von Entlastung zur Verfügung zu stellen. Deshalb versuchen wir bei simplinic, diese Non-value-adding-Tätigkeiten, die für die Arbeit des Personals keinen Mehrwert schaffen, zu automatisieren.