Schlaf-Screening: Sleepiz liefert das kontaktlose Schlaflabor für zuhause
Schlaf-Screening: Sleepiz liefert das kontaktlose Schlaflabor für zuhause
Interview mit Max Sieghold, Chief Financial Officer, Sleepiz AG
23.05.2022
Viele Menschen leiden unter Schlafproblemen. Diese können gerade im Fall von Schlafapnoe oder chronischen Atemwegserkrankungen auch folgenreich sein. Die Langzeitüberwachung solcher Patientinnen und Patienten ist aktuell kaum möglich. Absolventinnen und Absolventen der ETH Zürich und der Universität St. Gallen wollten daran etwas ändern. Herausgekommen ist mit Sleepiz ein Gerät, welches kontaktlos aber medizinisch präzise den Schlaf überwacht. Bereits im Vorjahr konnten Besuchende im MEDICA START-UP-PARK das kleine Schlaflabor in der Messehalle begutachten.
Max Sieghold
Chief Financial Officer Max Sieghold erklärt im Gespräch mit MEDICA.de die Funktionsweise und berichtet über eine vielversprechende Zusammenarbeit, mit der man die bisherige Erfolgsgeschichte fortschreiben möchte.
Herr Sieghold, Sleepiz ist so eine Art kleines Schlaflabor für zuhause. Wie funktioniert es?
Max Sieghold: Sleepiz misst die Parameter Atemfrequenz, Pulsfrequenz und Körperbewegungen – berührungslos. Dies gelingt, indem es elektromagnetische Wellen mit geringer Leistung nutzt, um Bewegungen basierend auf dem Doppler-Radar-Effekt zu erkennen. Die Hardware, gekoppelt mit fortschrittlichen Algorithmen, ermöglicht eine klinisch genaue Analyse der Parameter, selbst wenn Nutzende einen Schlafanzug tragen und unter der Decke liegen. Somit können wir nicht nur Vitalparameter messen, sondern auch Schlafstadien oder Schlafkrankheiten wie Schlafapnoe erkennen.
Die gesammelten Daten werden anonymisiert mittels Algorithmus von Ihnen ausgewertet. Wie helfen ein Algorithmus und maschinelles Lernen, um Schlafstörungen oder chronischen Atemwegserkrankungen auf die Schliche zu kommen?
Sieghold: Durch Unregelmäßigkeiten im Schlafrhythmus, der Schlafarchitektur und dem Atemmuster kann man durch unsere Auswertung auf verschiedene Schlafkrankheiten schließen. Primär befassen wir uns mit atembezogenen Schlafkrankheiten wie Schlafapnoe und mit der nächtlichen Atemüberwachung von Patientinnen und Patienten mit chronischen Lungenerkrankungen. Durch Trendanalysen kann man dabei zum Beispiel auch bei Betroffenen mit COPD auf Exazerbationen schließen.
Wie kommen Betroffene, die ihren Schlaf überwachen möchten, an das Gerät?
Sieghold: Personen, die unter schlechtem Schlaf leiden, können Sleepiz online auf apnoe-screening.com oder auf apnoe-screening.ch anfordern und während dreier Nächte neben dem Bett positionieren. Das Gerät überwacht in der Folge die nächtliche Atmung mit einer Genauigkeit von 99 Prozent. Die generierten Daten werden simultan an eine Cloud-Plattform übermittelt und in Form von Berichten und Trendanalysen ausgewertet, sodass sie mit einem Experten besprochen werden können. Neben der einfachen Handhabung ist auch ein Vorteil, dass das Gerät nicht gekauft werden muss. Patientinnen und Patienten schicken es nach Gebrauch wieder zurück.
Sleepiz hilft als eine Art Schlaflabor für zuhause dabei, möglichen gesundheitlichen Gründen für schlechten Schlaf auf die Schliche zu kommen. Die Messung erfolgt dabei über elektromagnetische Wellen kontaktlos und ermöglicht in Verbindung mit Algorithmen eine genaue, klinische Analyse.
Sie arbeiten seit Neuestem mit Infineon zusammen und nutzen die XENSIV™ 60-GHz-Radartechnologie. Wie bringt die Zusammenarbeit und das Know-how eines Unternehmens wie Infineon das Produkt weiter voran?
Sieghold: Zum einen profitieren wir von Infineons Expertise im Radarbereich und im Umgang mit Mikroelektronik und zum anderen ermöglicht Infineon uns einen ganz neuen Zugang zu einer breiteren Masse möglicher Kundschaft sowie Unternehmen im Consumer-Electronics-Bereich. Über die Partnerschaft erhoffen wir uns die Intelligenz, die wir mit unserem Produkt über die letzten fünf Jahre entwickelt haben, in neue Produkte im Consumer-Segment wie zum Beispiel einem Smart Speaker oder anderen Smart Home Devices einzubringen. Hierbei liefert Infineon die Elektronik- und wir die Software- und Datenanalyseexpertise.
Wie ist die Zusammenarbeit mit Infineon zustande gekommen?
Sieghold: Vor einigen Jahren hatten wir zum ersten Mal mit Infineon Kontakt. Da Infineon im Radarmarkt ein Marktführer ist und wir mittlerweile zu den führenden Herstellern im Medizinproduktbereich „Contactless Monitoring“ gehören, schien eine Partnerschaft für beide Parteien sinnvoll. Zusammen wollen wir nun diese Technologie im globalen Smart-Home-Bereich einbringen.
Sleepiz war auch schon im MEDICA START-UP PARK dabei. Welche Tipps würden Sie anderen Start-ups geben, damit sie ebenfalls so erfolgreich werden? Wie haben Sie von den Messebesuchen profitiert?
Sieghold: Der MEDICA START-UP PARK hat uns dabei geholfen, unser Produkt und unsere Entwicklungen einer internationalen Gruppe an potenzieller Kundschaft und geschäftlichen Kontakten vorzustellen. Wir konnten in kürzester Zeit mit vielen relevanten Interessenten sprechen. Auch wenn wir nicht hunderte von neuen Kundinnen und Kunden auf der Messe gewonnen haben, haben wir trotzdem einige sehr wichtige Partnerschaften geschlossen. Am wichtigsten ist es, in der Produkt- und Marktentwicklung an die Zielgruppe zu denken und sich darauf zu fokussieren, den größten Wert für diese zu kreieren.
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