Gegen dieses Vorurteil tritt nun ein Sensor von Bosch in den Ring: Er lässt sich in viele verschiedene Geräte integrieren, behält aber die Daten des Nutzers für sich und hilft dem Anwender, auf Basis dieser Daten besser und vor allem sicherer zu trainieren. Im Interview mit MEDICA.de erklärt Kaustubh Gandhi, wie der Sensor die Daten sammelt und dann sicher verarbeitet.
Herr Gandhi, über welche Eigenschaften verfügt Ihr Sensor?
Kaustubh Gandhi: In der Fitnesswelt sind Beschleunigungsmesser und Gyroskope in Fitnesstrackern durchaus üblich. Unser Sensor ist ein Systempaket, das einen Beschleunigungsmesser und ein Gyroskop mit einem programmierbaren Mikrocontroller und mehreren intelligenten Funktionen enthält. Das kann zum Beispiel eine KI-Funktion für Fitness-Tracking, Schwimmanalyse und Positions- und Orientierungsverfolgung sein.
Für welche Zwecke oder Sportarten kann der Sensor verwendet werden?
Gandhi: Der Sensor kann bei einer Vielzahl menschlicher Aktivitäten eingesetzt werden, beispielsweise bei Heimtrainings mit hoher Intensität oder Aktivitäten im Fitnessstudio, aber auch bei grundlegenden Aktivitäten wie Laufen oder Gehen sowie bei individuellen Aktivitäten.
Der Sensor identifiziert die Art der Aktivität – wie funktioniert das?
Gandhi: In der Regel wird der Sensor in ein elektronisches Endgerät wie eine Smartwatch oder in Zubehör wie Schuheinlagen, Kopfhörer, et cetera, integriert. Sobald der Nutzer mit einer Aktivität beginnt, verfolgt die selbstlernende KI-Funktion im Sensor die während der Aktivität des Nutzers erfassten und erzeugten Daten und gleicht diese automatisch mit zuvor selbst erlernten Mustern ab, um die Art der Aktivität zu identifizieren, ohne dass manuelle Anweisungen oder Eingriffe erforderlich sind.
Wie lernt er selbstständig?
Gandhi: Diese Funktion generiert automatisch Muster aus den von Beschleunigungsmesser und Gyroskop erfassten Daten. Diese Muster funktionieren im Grunde wie Fingerabdrücke von jeder einzelnen Übung: Wenn ein Benutzer 30 Sekunden lang eine Aktivität ausführt, erkennt der Sensor ein sich wiederholendes Muster – wenn es sich wiederholt, bedeutet das, dass es für den Benutzer interessant sein muss. Der Sensor erfasst diesen Teil und speichert ihn wie einen Fingerabdruck für eine Übung. Die Muster können vom Endnutzer, vom Hersteller des Geräts oder von Bosch bei der Herstellung des Sensors selbst benannt werden.
Sobald ein aktivitätsspezifisches Muster gelernt ist, gleicht die KI des Sensors das gelernte Muster mit den eingehenden Daten ab und erkennt die Aktivität während des Trainings. Da es sich um einen Sensor handelt, muss der Benutzer dem Gerät nicht explizit mitteilen, was er tut – die automatische Verfolgungsfunktion arbeitet in Echtzeit. Selbst wenn der Benutzer die Aktivität ändert oder zwischendurch eine Pause einlegt, isoliert die automatische Verfolgung einfach den Teil der Aktivität.
Der Sensor hat noch einen weiteren Vorteil: Die einzelnen Nutzer auf der ganzen Welt haben unterschiedliche Stile während ihres Trainings. Außerdem gibt es weltweit eine große Vielfalt an Trainingsstilen für dieselbe Aktivität, und auch die Demografie der Nutzer ist unterschiedlich. Um dem entgegenzuwirken, hilft die selbstlernende Funktion im Sensor dem Gerät, sich automatisch zu personalisieren und an den Stil des Benutzers anzupassen. Wenn der Benutzer die Übung anders ausführt als das voreingestellte Muster des Sensors, passt der Sensor das ursprüngliche Muster an den Stil des Benutzers an und erkennt diese Art von Aktivität, ohne den Benutzer zu verwirren.