Was, denken Sie, wird in Zukunft im Spitzensport wichtiger sein: technische Ausrüstung oder der Athlet selbst?
Kienle: Sicher entscheidet am Ende der Athlet, aber nur mit Hilfe von Technik wird er in der Lage sein, das Beste aus seinem Talent zu machen. Dabei geht es zunehmend nicht nur darum, Daten zu sammeln, sondern diese auch zu analysieren und zu interpretieren. Daraus können auch im Sport mittels Big Data und lernender Software große Vorteile gezogen werden. Die Software wird so dabei helfen, den idealen persönlichen Trainingsplan zu erstellen, und sie wird in Echtzeit während eines Trainings Feedback geben können. Auch wird es Möglichkeiten geben, die Verletzungswahrscheinlichkeiten vorherzusagen oder Ähnliches.
Was für Innovationen würden Sie sich aus der Sportmedizin und von Technologieherstellern wünschen?
Kienle: Die Aufgabe wird zunehmend sein, die Daten, die heute schon gesammelt werden können, zu einem größeren und genaueren Bild zusammenzufügen. Dazu sind einerseits noch bessere Instrumente nötig, um diese Daten öfters auch im Feld zu erheben. Auf der anderen Seite braucht es einen zentralen Ort, wo diese Daten zu einem umfassenden Bild zusammengefügt werden können. Die Daten sind äußerst sensibel, daher muss der Speicherort sicher sein.
Gibt es Bereiche im Sport, in denen Sie auf technische Hilfsmittel verzichten?
Kienle: Ja, auf der einen Seite muss ich ab einem gewissen Punkt im Rennen meinen Gegner schlagen und darf mich nicht nur an meinen Daten orientieren. Diese stellen immer nur eine Grenze dar – bis zu dem Moment, in dem ich diese Grenze neu definiere. Andererseits muss ich Freude haben, an dem, was ich mache. Wenn ich zu einer Art Sklave der Technik werde, verkümmert dieser Aspekt aber sehr schnell. Er ist im Rennen aber oft der alles entscheidende Faktor.
Über welches Thema sprechen Sie auf der 7. MEDICA MEDICINE + SPORTS CONFERENCE im November?
Kienle: Ich werde darüber sprechen, wie wir im Training Technologie einsetzen und wie sich deren Einsatz über die vielen Jahre, die ich den Sport jetzt schon mache, verändert hat.