Wie sieht der Zeitplan aus, um diese Ziele zu erreichen? Was sind die wichtigsten Schritte in den nächsten Jahren?
Zilch: Klar ist, dass die Strategie im ersten Quartal des Jahres 2023 öffentlich vorgestellt wird. Danach fängt die eigentliche Arbeit naturgemäß aber erst an. Die Umsetzung sowie eine Evaluierung und Fortschreibung der Strategie kann nur gelingen, wenn alle Beteiligten im Sinne der Sache eine gemeinsame Kraftanstrengung wagen. Deshalb ist es auch so wichtig, dass im Rahmen der Strategieerarbeitung intensiv über die Verteilung von Rollen und Verantwortlichkeiten nachgedacht und diskutiert wird.
Mit der Etablierung der DiGA hat Deutschland 2019 einen wichtigen Schritt zur Etablierung digitaler Gesundheitsleistungen unternommen. Wie bewerten Sie die ersten drei Jahre DiGA?
Zilch: Das war ein sehr anstrengender und zugleich ein sehr lohnenswerter Weg. Inzwischen haben wir nicht nur mehr als 30 DiGA im Verzeichnis, die immer mehr Indikationen abdecken und die Patientinnen und Patienten auf die unterschiedlichste Weise in der Therapie unterstützen. Wir haben auch im BfArM und in den verschiedenen anderen Institutionen, die mit dem Thema DiGA befasst sind, neues Know How und neue Vernetzungen etabliert und einen Weg des kontinuierlichen Dazulernens eingeschlagen. Auch in der Ärzteschaft nimmt das Interesse an den DiGA zu. Auf dieser Basis können wir das Thema jetzt sehr gut weiterentwickeln und perspektivisch umfassendere telemedizinische Versorgungsszenarien mit DiGA in den Blick nehmen.
Was für Hindernisse müssen aus Ihrer Sicht noch überwunden werden beziehungsweise wo muss nachgebessert werden, um die Digitalisierung im Gesundheitswesen voranzubringen?
Zilch: Einen Schlüsselfaktor habe ich bereits angedeutet: Die Akzeptanz und die Begeisterung der Beteiligten und Betroffenen – von den Versicherten, Patientinnen und Patienten, pflegebedürftigen Menschen über die Leistungserbringer beziehungsweise Gesundheitsberufe bis hin zu den Kostenträgern, Softwareanbietern und Akteuren aus der Wissenschaft. Ohne sie wird die digitale Transformation im Gesundheits- und Pflegewesen nur schwer funktionieren. Des Weiteren müssen wir in Deutschland endlich anfangen, gemeinsam konstruktiv über eine angemessene Balance zwischen berechtigten Belangen des Datenschutzes und der Datensicherheit auf der einen und dem ebenso berechtigten Interesse an einer stärkeren Nutzung von Gesundheitsdaten im Sinne des Patientenschutzes und des Gemeinwohls auf der anderen Seite zu diskutieren. Hier leben uns viele Länder vor, was möglich ist.