In einer von The Lancet Digital Health publizierten Studie verglich das Team die Genauigkeit in Diagnose und Therapieempfehlung von zwei verschiedenen Algorithmen in Smartphone-Anwendungen mit jener von Ärztinnen und Ärzten. Das Ergebnis bescheinigt der KI-Anwendung generell gute Resultate in der Diagnose. In der Behandlungsentscheidung waren jedoch die Ärztinnen und Ärzte deutlich überlegen.
Das Forschungsteam prüfte die KI-Anwendung unter realistischen klinischen Bedingungen in zwei Hautkrebszentren, der Universitätsklinik für Dermatologie der MedUni Wien und dem Sydney Melanoma Diagnostic Centre in Australien. Die prospektive Studie bestand aus zwei Szenarien, wobei die KI in Szenario A bei auf Hautkrebs verdächtigen Veränderungen eingesetzt wurde und in Szenario B bei Patientinnen und Patienten mit vielen Muttermalen. Die KI-gestützte Anwendung wurde in beiden Fällen sowohl mit medizinischen Expertinnen und Experten als auch weniger erfahrenen Ärztinnen und Ärzten verglichen.
In Szenario A wurden 172 verdächtige pigmentierte Läsionen (davon 84 bösartig) bei 124 Patientinnen und Patienten untersucht; in Szenario B analysierte das Forschunsgteam 5.696 pigmentierte Läsionen (davon 18 bösartig) bei 66 Patientinnen und Patienten. Es wurden zwei verschiedene KI-gestützte Smartphone-Anwendungen verwendet: ein neuartiger 7-Klassen-KI-Algorithmus und ein bereits in retrospektiven Vorstudien verwendeter ISIC-Algorithmus. In Szenario A zeigte der 7-Klassen-KI-Algorithmus eine äquivalente diagnostische Genauigkeit im Vergleich mit den Experten, während er den weniger erfahrenen Ärztinnen signifikant überlegen war. Der ISIC-Algorithmus dagegen schnitt im Vergleich zu den Expertinnen und Experten signifikant schlechter ab, jedoch besser als die unerfahrenen Anwender.
In Bezug auf Behandlungsentscheidungen war der 7-Klassen-Algorithmus den Expertinnen und Experten signifikant unterlegen, jedoch den unerfahrenen Anwenderinnen und Anwendern überlegen. Die Ergebnisse deuten darauf hin, dass eine KI-gestützte Smartphone-Anwendung zur Hautkrebsdiagnose in einem realen klinischen Szenario ähnlich gute diagnostische Entscheidungen trifft wie Expertinnen und Experten. Bei Behandlungsentscheidungen dagegen waren die Experten der KI überlegen. Kittler: "Die KI-Anwendung neigt in der Behandlungsempfehlung tendenziell dazu, mehr gutartige Läsionen zu entfernen, als Experten das würden. Wenn man das beachtet, ist die KI-Anwendung durchaus einsetzbar. Zu bedenken ist auch, dass bei unkritischem Einsatz zuviele falsch-positive Befunde abgeklärt werden müssten.“
MEDICA.de; Quelle: Medical University of Vienna