Wie genau kann die App bei der Wartezeit auf einen Therapieplatz unterstützen?
Lang: Leider ist die Wartezeit auf einen Therapieplatz relativ lang. Patientinnen und Patienten mit einer Angststörung brauchen durchschnittlich von Beginn der Störung an bis zu einer adäquaten Behandlung sieben bis acht Jahre. Hier kann die App vorab die Psychoedukation übernehmen. Betroffene, die durch die Angststörung verunsichert sind, bekommen so Unterstützung, diese Verunsicherung einzuordnen. Es kann teilweise schon dazu führen, dass sich die Symptomatik deutlich verbessert, wenn sie endlich verstehen, was eigentlich gerade passiert. Im Anschluss kann die App natürlich auch genutzt werden, um in der Wartezeit schon entsprechende Übungen zu machen.
Gibt es die Möglichkeit, die App auf andere Angststörungen oder auch generell andere psychische Krankheiten zu erweitern?
Lang: Diese Variante der App von Mindable ist auf diese Angststörung bezogen, mit speziell ausgerichteten Inhalten. Im Moment arbeitet Mindable jedoch auch an einer App zur Anwendung bei sozialer Phobie. Das wird jedoch eine andere App, was sinnvoller ist, da sich die Inhalte für die Krankheitsbilder stark unterscheiden.
Nachdem die App nun von den Krankenkassen als DiGA zugelassen ist, was wäre Ihre Idealvorstellung, wie es jetzt damit weitergeht?
Lang: Also die Idealvorstellung wäre für mich, dass Patientinnen und Patienten die App tatsächlich in der Wartezeit anwenden und dann vielleicht auch bereits verbessert in die Therapie gehen.
Wünschenswert wäre auch, dass wir eine Verbindung zwischen den Betroffenen und den Behandelnden schaffen, die dafür sorgt, dass die App auch in der Therapie benutzt wird. Das ist zwar schon möglich. Aber es wäre schön, wenn die behandelnden Therapeutinnen und Therapeuten auch auf die Daten aus der App zugreifen könnten. Denn so wie es aktuell ist, können die Betroffenen die Übungen machen, aber nicht dabei begleitet werden. Wäre das möglich, würde die App einen guten Einblick schaffen, um mehr Informationen darüber zu bekommen, was eigentlich passiert, wenn die Personen in den für sie problematischen Situationen sind. Ein ergänzendes Therapeuten-Dashboard, in das sich das ärztliche Fachpersonal einloggen und sehen kann, wie die Betroffenen die Übungen machen, wäre hilfreich. So könnten die Patientinnen und Patienten auch motiviert werden.
Für die Überbrückung der Wartezeit ist die App als Stand-alone-Anwendung vollkommen adäquat, aber aus der Forschung wissen wir, dass es den Einsatz weiter verbessert, wenn im Hintergrund noch jemand ist, der an die Übungen erinnert und mit dem die Betroffenen darüber sprechen können. Daher wäre eine gemeinsame Nutzung mit den Therapeutinnen und Therapeuten gut.
Es wäre interessant, zu untersuchen, ob das dann tatsächlich zu einer Verbesserung führt. Ob die Patientinnen und Patienten am Ende sich so gebessert fühlen wie nach einer Therapie oder eher weniger.