Im Verbundprojekt "MobDI – Mobile Desinfektion" haben mehrere Institute der Fraunhofer-Gesellschaft gemeinsam einen mobilen Roboter entwickelt, der – ausgestattet mit verschiedenen Werkzeugen – diese Arbeit in Zukunft übernehmen könnte.
Dr. Kristina Lachmann und ihr Team vom Fraunhofer-Institut für Schicht- und Oberflächentechnik IST haben ein Werkzeug für ihn entwickelt, das nicht durch Wischen, sondern durch den Einsatz von Atmosphärendruckplasma Oberflächen desinfiziert: "Sie entstehen, indem wir unter Atmosphärendruck an einem Gas eine hohe elektrische Spannung anlegen. Die Gasatome spalten sich dann in Ionen, Elektronen und Radikale auf", erklärt sie im Interview mit MEDICA.de. "Radikale brechen die Bindungen von organischen Molekülen auf. Gleichzeitig leuchten Plasmen. Dadurch entsteht UV-Strahlung, die Zellen schädigt oder ihr DNA zerstört." Dadurch würde nicht nur das Personal vor Pathogenen geschützt, es fände auch keine Verschleppung über einen Lappen statt, wie Lachmann weiter ausführt. Noch muss allerdings geklärt werden, inwiefern die Desinfektion mit Plasma die Wischdesinfektion ersetzen oder zumindest ergänzen kann.
Noch einen Schritt weiter geht das Projekt PACMAN, das seit 2020 im Universitätsklinikum Regensburg durchgeführt wird. Es erprobt eine Beschichtung für Kontaktflächen, die unter Lichteinstrahlung hochreaktiven Sauerstoff freisetzt, der Pathogene auf der Oberfläche abtötet. "Der Charme einer solchen antimikrobiellen Beschichtung ist, dass sie permanent und ohne Zutun des Personals arbeitet", sagt Prof. Wolfgang Bäumler darüber im Interview mit MEDICA.de. Das Projekt läuft noch bis Oktober 2023.
Natürlich wirkt sich auch die Corona-Pandemie auf Fragen von Desinfektion und Sterilisation aus. Das Projekt MobDI entstand explizit in Hinsicht auf die Pandemie. Bei PACMAN wurde die Pandemie im Studiendesign noch nicht berücksichtigt. Zwischenergebnisse deuten aber darauf hin, dass die Beschichtung auch gegen SARS-CoV-2 wirkt.
Um Ansprüchen an Sicherheit und Verlässlichkeit zu genügen, muss auch die Industrie der Infektionsgefahr Rechnung tragen. Etwa, wenn es um sensible Produkte wie Implantate und chirurgische Instrumente geht. Frank Wolfsdorf, Vertriebsleiter der SOMI medical GmbH, erklärt dazu im Interview mit MEDICA.de: "Durch eine überdurchschnittlich hohe Hygiene, die persönliche Schutzausrüstung und tägliche Corona-Tests versuchen wir, einer Gefährdung in alle Richtungen entgegenzuwirken. Weiterhin nutzen wir Hilfsmittel, wie zum Beispiel Luftreinigungsgeräte. Diese arbeiten mit Ionisierung der Luft und aktivieren Sauerstoff, um Keime zu töten und Partikel aus der Umgebung zu beseitigen."