Wie lange hält der Effekt an?
Bäumler: Mindestens ein Jahr. Die Beschichtung ist so entwickelt, dass sie entweder lackiert oder nachträglich durch Wischen auf Oberflächen aufgetragen werden kann.
Gegen welche Art von Pathogenen wirkt der Effekt?
Bäumler: Letztendlich gegen alle, die in Krankenhäusern Probleme bereiten. Da gibt es inzwischen eine ganze Reihe. Im Fokus stehen meistens die resistenten Varianten MRSA und VRE, aber auch nicht-resistente Varianten sind problematisch. Außerdem sind gramnegative Bakterien auf dem Vormarsch.
Das Projekt ist in der Zeit vor der Corona-Pandemie entstanden, aber intern testen wir auch die Wirkung gegen behüllte Viren, zu denen das Corona-Virus gehört. Es gibt klare Hinweise auf die Wirksamkeit, aber das ist nicht explizit Teil des aktuellen Projekts.
Das Projekt steht gerade am Anfang. Wie soll es ablaufen und wer ist daran beteiligt?
Bäumler: Das Projekt läuft insgesamt drei Jahre, die klinische Feldstudie ist auf ein Jahr angesetzt. Wir führen sie auf zwei Intensivstationen durch: Auf einer beschichten wir Kontaktflächen, die andere Station dient als Kontrolle mit unbeschichteten Flächen. Dann vergleichen wir laufend, ob die Transmission auf den beschichteten Flächen wirklich kleiner ist als auf den unbeschichteten.
Seitens des Universitätsklinikums bestimmen wir gerade die Kontaktflächen, die als mögliche Hotspots für Übertragungen in Frage kommen. Dabei arbeiten wir mit zwei Unternehmen aus Regensburg zusammen.
Die Firma Dyphox hat die Beschichtung entwickelt und wird im Herbst unsere Intensivstation damit ausstatten. Weiterhin arbeiten wir mit der Firma PreSens zusammen, die parallel ein Verfahren für den schnellen Nachweis von Pathogenen auf Oberflächen entwickelt. Dabei kommt eine fluoreszenzoptische Sensorfolie zum Einsatz, die in Kombination mit einem Kamerasystem den Sauerstoffverbrauch von Pathogenen sichtbar macht.
Mit der Kombination dieser Technologien soll dann einmal wöchentlich über mehrere Monate hinweg die Keimbelastung auf den Oberflächen gemessen werden. Die Hypothese der Studie ist, dass die antimikrobielle Beschichtung nicht nur die Keimzahlen reduziert, sondern auch die Weiterverbreitung dieser Keime in Krankenhausstationen. Wir hoffen natürlich, dass damit auch die Rate von nosokomialen Infektionen zurückgeht.