Wie sollte die Ernährung aussehen, um bestmögliche Ergebnisse zu erzielen?
Hünninghaus: Dieser Frage hat sich die sogenannte EAT-Lancet Kommission gestellt und schließlich die Planetary Health Diet entwickelt. Das ist eine vegane bis flexitarische Ernährung. Flexitarisch heißt, dass der Fokus vor allem auf pflanzlichen Lebensmitteln liegt. Über 50 Prozent Obst und Gemüse, ein hoher Bestandteil von Vollkornprodukten, pflanzlichen Proteinquellen wie Hülsenfrüchten, pflanzlichen, ungesättigten Ölen und nur ein kleiner Prozentsatz an Fleisch- und Milchprodukten. Fleisch sollte wieder etwas Besonderes sein, was man zum Beispiel am Wochenende genießt. Dadurch kann es zu einer Win-Win-Situation kommen, also ein Gewinn für die individuelle Gesundheit und für unseren Planeten.
Welche Technologien können eingesetzt werden, um die Ernährung im Krankenhaus nachhaltiger zu machen?
Hünninghaus: Es gibt einen Ansatz für die Müllvermeidung, wodurch Ressourcen gespart werden können. Das ist zum Beispiel für Mitarbeitende wichtig, die sich häufig leider nur Essen zum Mitnehmen holen können. Wir verwenden eine Smartphone-App, die dabei unterstützt, sich Mitnehmessen in einer Mehrweg-Box zu holen und diese immer wieder zu verwenden.
Es gibt Softwares, die den CO2-Fußabdruck von Ernährung berechnen können. Dort kann eingepflegt werden, wie sich das Menü zusammensetzt. Das Ergebnis wird in Form von Scores angezeigt, wie viel CO2-Emissionen verursacht, wie viel Wasser und Landfläche für dieses Menü benötigt wurde. Die berechneten Scores können wir nach außen tragen, damit dann auch die Konsumentinnen und Konsumenten sehen: "Aha, jetzt habe ich mich für das besonders klimaneutrale Essen entschieden."
Es gibt aber auch Software, die die ganzen Prozesse im Warenwirtschaftssystem erfasst und digitalisiert. Dadurch kann genau gesehen werden, an welchen Stellen eventuell Ressourcen verschwendet und was optimiert werden kann.
Es gibt da verschiedene Ansatzpunkte, die auf jeden Fall Green und Smart Hospital zusammenbringen können. Denn Digitalisierung und Nachhaltigkeit sind die entscheidenden Aspekte für ein zukunftsweisendes Gesundheitssystem.
Sie waren auf der MEDICA 2021 teil eines Expert Panels über Gesundheitstechnologien und Klimawandel. Wie hat Ihnen dieses Format gefallen?
Hünninghaus: Es hat mir sehr gut gefallen und ich fand besonders schön, dass auf der MEDICA der Aspekt des Klimawandels auch Berücksichtigung gefunden hat. Ich denke, es wäre großartig, wenn man das in der Zukunft noch weiter ausbauen würde, da der Klimawandel unser Gesundheitssystem auf jeden Fall zukünftig noch mehr beschäftigen wird. Es ist wichtig, möglichst viele Menschen zu informieren und mitzunehmen, auch über die vielen Win-Win- Potenziale und Innovationen, die aus dieser Krise entstehen können.