Im Interview mit MEDICA.de spricht Prof. Chahan Yeretzian darüber, wie Sportbekleidung die Entwickler auf die Idee einer selbstdesinfizierenden Maske gebracht hat, wie die Selbstdesinfizierung funktioniert und wo sie außerdem zum Einsatz kommen könnte.
Herr Prof. Yeretzian, wie kamen Sie auf die Idee, eine selbstdesinfizierende Maske zu entwickeln?
Prof. Chahan Yeretzian: Wir haben schon vor etwa drei Jahren in einem Projekt mit der Firma Osmotex neuartige Textilien für Sportler untersucht, die den Schweiß aktiv nach außen transportieren und so den Körper trocken halten. Bei der Entwicklung haben wir festgestellt, dass dabei eine Reihe von reaktiven Sauerstoffverbindungen (reactive oxygen species, kurz ROS) entstehen, was so nicht beabsichtigt war. Zu Beginn der Corona-Pandemie im Januar letzten Jahres hat sich der Cheftechnologe von Osmotex, Trond Heldal, an genau diesen Nebeneffekt erinnert und ließ die neue Idee der ROS-Sterilisierung für Textilien patentieren. Danach wurde ein gemeinsames Forschungsprojekt von ZHAW und Osmotex initiiert, das durch Bundesgelder unterstützt wird. Wir wollten herausfinden, wie viele ROS entstehen, ob man sie kontrollieren und dosieren kann und wie man das in einem Textil, zum Beispiel einer Maske, unterbringen kann. Es ist nämlich so, dass durch diesen elektrochemischen Effekt Krankheitserreger – sowohl Viren als auch Bakterien – inaktiviert werden, und zwar innerhalb von Minuten. Das Prinzip, mittels ROS Viren unschädlich zu machen, findet bereits Anwendung in zum Beispiel Schwimmbecken.