Kappeler: Manuell wird immer dann pipettiert, wenn es in kleinen Probenzahlen und /oder gelegentlich stattfindet oder wenn der Prozess etwas variiert werden muss. Es erfordert Konzentration, und wenn doch ein Fehler passiert, merkt man das unter Umständen erst sehr spät, und die Auswirkung ist enorm. In der Forschung kann das bedeuten, dass am Ende die Resultate nicht zusammenpassen und man mehrere Wochen umsonst gearbeitet hat oder dass wertvolle, weil einmalige, Proben verlorengegangen sind.
Unsere Idee ist, dass man die Vorteile des manuellen Pipettierens behält, das heißt die Effizienz für kleine Probenzahlen sowie die Flexibilität, dabei aber die Qualitätskontrolle und Dokumentation einer typischen Automatisierungslösung hat. Diese sind typischerweise so programmiert, dass große Probenzahlen immer gleich pipettiert werden. Das rechnet sich bei Automaten aber nicht für einzelne Tests.
Haben Sie bestimmte Aufgaben identifiziert, bei denen sich der Einsatz eines solchen AR-Systems besonders lohnt?
Kappeler: Wir sehen das allgemein als spannendes Thema, um den Benutzern Arbeitsanweisungen geben zu können, zum Beispiel, indem man die Abläufe für bestimmte Assays direkt einblendet, damit sie ihnen folgen können.
Man könnte den ganzen Prozess elektronisch als Versuchsvorschrift hinterlegen. Dann würden die erkannten Ablaufschritte automatisch mit dem hinterlegten Protokoll abgeglichen. So kann das System live erkennen, ob alles richtig ausgeführt wird oder nicht. Das könnte so weit gehen, dass es die Dispensation aus der Pipette verweigert, wenn man einen Fehler zu machen droht.
Wie wird sich Ihrer Ansicht nach das "Labor 4.0" weiterentwickeln?
Kappeler: Digitalisierung, Vernetzung und smarte Produkte sind Trends, die man überall beobachtet. Das Labor und die Arbeit dort sind diesbezüglich noch vergleichsweise konservativ. Die erwähnten Trends werden jedoch ihren Weg auch ins Labor finden. Intelligente Geräte werden auch im Labor die Arbeiten immer mehr unterstützen, und sie einfacher und zuverlässiger machen.