Bei vielen Verfahren reduzieren Matrix-Effekte die Empfindlichkeit. Die empfindlicheren Tests erfordern viele Arbeitsschritte und sind daher teuer. Die meisten Tests erkennen darüber hinaus nur einen Antikörper. So muss man sich entscheiden, ob man auf eine Immunisierung durch Impfung oder durch eine überstandene Infektion testen will.
Ein interdisziplinäres Forschungsteam der TU München, angeführt vom Lehrstuhl für Analytische Chemie und Wasserchemie, hat nun einen kostengünstigen automatisierten Schnelltest entwickelt, der hochempfindlich und hochspezifisch die drei wichtigsten Antikörper nachweist. Gefördert wurde das Projekt mit dem Namen CoVRapid durch die Bayerische Forschungsstiftung (BFS).
Die Messung erfolgt auf einem folienbasierten Mess-Chip mithilfe der Microarray-Analyseplattform MCR des Münchner Anbieters GWK Präzisionstechnik GmbH. Wenige Minuten nachdem eine Blutprobe in das Gerät eingespritzt wurde, wird das Messergebnis angezeigt.
Derzeit benötigt das Verfahren noch acht Minuten, auf Basis der aktuellen Forschungsarbeit wird sich die Wartezeit in naher Zukunft auf nur noch vier Minuten verkürzen. Analysiert werden aktuell die IgG-Antikörper gegen ein Proteinfragment der SARS-CoV-2-Rezeptor-Bindungsdomäne (RBD), das Spike-Protein (S1-Fragment) und das Nukleokapsid-Protein (N).
Auch Proteine neuer Mutanten können sehr einfach auf dem Chip integriert werden. In seinem Projekt kooperiert das Forschungsteam mit der Planegger Firma ISAR Bioscience, die die entsprechenden Viren-Proteine biotechnologisch herstellt. Das Verfahren, mit dem die für den analytischen Einsatz modifizierten Proteine auf dem Mess-Chip fixiert werden, ist seit Jahren bewährt.
"Auf dieser Technologie-Plattform haben wir bereits zuverlässige Schnelltests für Antibiotika in Milch und für Legionellen entwickelt", sagt Dr. Michael Seidel, Leiter der Arbeitsgruppe Bioanalytik und Mikroanalytische Systeme am Lehrstuhl für Analytische Chemie und Wasserchemie der TUM. "Das System hat sich bereits im Praxiseinsatz bewährt. Unser "CoVRapid"-Schnelltest könnte daher in kürzester Zeit in Kliniken, Praxen und Forschungslaboren zum Einsatz kommen."
Doch der neue Schnelltest kann noch mehr: Die Microarray-Technologie, bei der bis zu 100 Messpunkte auf einem Chip untergebracht werden können, ist so empfindlich, dass auch die Menge an Antikörpern in einer Probe bestimmt werden kann.
"In der aktuellen Forschung stellen sich Fragen wie: Wie gut wirken die Impfungen? Wie lange hält die Immunität an? Nach welcher Zeit muss nachgeimpft werden? Mit seiner hohen Empfindlichkeit wird unser CoVRapid helfen, auf diese Fragen Antworten zu finden", sagt Erstautorin Julia Klüpfel.
MEDICA.de; Quelle: Technische Universität München