Im Interview mit MEDICA.de spricht Dr. Neus Feliu Torres über das „Liquid Biopsy“-Verfahren (die sogenannte Flüssigbiopsie) und verrät, wie der Einsatz von Nanotechnologien die Brustkrebsdiagnose verbessern könnte.
Was ist das Ziel des LIBIMEDOTS-Projekts?
Dr. Neus Feliu Torres: Das LIBIMEDOTS-Projekt zielt darauf ab, effiziente und schonende (nicht-invasive) Methoden zur Diagnose von Brustkrebs auf der Basis von Blutproben zu entwickeln. Im Projekt nutzen wir nanotechnologische Ansätze als aufstrebende Technologie und vielversprechende Alternativmethode. Dazu werden verschiedene magnetische und fluoreszierende Nanopartikel entwickelt, um im Blut zirkulierende Tumorzellen hochsensitiv und affin anzureichern und nachzuweisen. Zu den Vorteilen der Verwendung von Nanopartikeln für die Biosensorik gehören: hohe Empfindlichkeit, Spezifität, Nachweisbarkeit, schnelle Analyse, niedrige Kosten, einfache Biokonjugation und die Aussicht auf Portabilität (Point-of-Care-Tests) und personalisierte Medizin. Im Rahmen des Projekts arbeiten wir eng mit Wissenschaftlern der katalanischen Rovira i Virgili Universität (Professor Ramon Alvarez-Puebla, Experte für die Entwicklung optischer biologischer Sensoren und Datamining), der Universität Hamburg (Professor Wolfgang Parak, Experte für Nanopartikelsynthese und biologische Anwendungen), und des Universitätsklinikums Hamburg-Eppendorf (Professor Klaus Pantel, einem führenden Experten für Liquid Biopsy) zusammen.
Welche Vorteile hätte eine Liquid Biopsy (Flüssigbiopsie) gegenüber der klassischen Biopsie?
Feliu Torres: Konventionell erfolgt eine Krebsdiagnose über eine Gewebebiopsie und mittels einer immunhistochemischen Analyse. Dies beinhaltet die Entnahme einer Probe des Krebsgewebes oder der Krebszellen. Gewebebiopsien sind invasiv, zeitaufwändig, kostspielig, schmerzhaft, eventuell riskant oder können manchmal sogar nicht am Patienten ausgeführt werden. Außerdem liefern sie keine Echtzeit-Aussagen zum Krankheitsstatus und zum Krankheitsverlauf. Flüssigbiopsien sind dagegen nicht mit diesen Nachteilen behaftet, denn sie untersuchen das Tumorgewebe nicht direkt. Stattdessen zielt die Liquid Biopsy darauf ab, Tumormarker in Körperflüssigkeiten nicht-invasiv nachzuweisen. Die Methode ist schnell, kostengünstiger und erlaubt eine kontinuierliche Überwachung der Krebskrankheit (aufgrund wiederholter Probenentnahmen), was damit auch eine personalisierte Medizin ermöglicht.