Im Interview mit MEDICA.de erklärt Dr. Sybelle Goedicke-Fritz, wie Krankheiten über den Geruch erkannt werden können und wie eine elektronische Spürnase für die Medizin eingesetzt werden kann.
Frau Dr. Goedicke-Fritz, Sie arbeiten daran, Corona-Infektionen am Geruch zu erkennen. Wie geht das?
Dr. Sybelle Goedicke-Fritz: Bereits Hippokrates hat festgestellt, dass Menschen mit bestimmten Infektionskrankheiten anders riechen als gesunde Menschen. Jeder Mensch gibt sogenannte flüchtige organische Verbindungen ab (VOCs, volatile organic compounds). Diese können bei einer Infektion verändert sein, etwa weil das Immunsystem sie bei der Immunreaktion erzeugt oder ein Bakterium, das die Infektion verursacht.
Und die Abgabe dieser Verbindungen erfolgt über die Lunge?
Goedicke-Fritz: Das hängt vom Krankheitsbild ab. Bei Atemwegsinfektionen geschieht das natürlich auch über die Lunge, aber wir schauen uns zum Beispiel auch Schweiß und Speichel an. Lungenkrebs wurde auch schon anhand der Ausatemluft nachgewiesen. Aber man muss immer beachten, wo die Krankheit bekämpft wird.
Gibt es denn Grundlagen oder Anhaltspunkte, dass das auch bei Corona funktioniert?
Goedicke-Fritz: In Hannover hat bereits eine Studie mit Hunden stattgefunden, die coronapositive Personen anhand von Schweißproben identifiziert haben. Wir versuchen das jetzt auch mit einer elektronischen Nase zu erreichen.
Um was für ein Gerät handelt es sich dabei?
Goedicke-Fritz: Um die Cyranose 320, die beim US-Militär eingesetzt wird, um Sprengstoff zu detektieren. Sie hat 32 Polymersensoren. Wenn diese mit VOCs in Verbindung kommen, werden sie in unterschiedlicher Stärke aktiviert. Dadurch entstehen unterschiedliche Geruchsmuster für unterschiedliche Substanzen. Diese werden als sogenannte "Smell Prints" in einer 3D-Grafik dargestellt.