Was waren die größten Herausforderungen bei der Forschung mit dem neuen Stammzellmodell?
Wagner: Wir haben uns die letzten 1,5 Jahre intensiv mit der Erforschung des Stammzellmodells beschäftigt. Dabei sind wir natürlich auf einige Hürden gestoßen, denn bei Zellmodellen kann immer mal etwas schiefgehen. Beispielsweise können sich die Zellen infizieren, dann wachsen sie nicht normal und müssen entsorgt werden. Wenn das bei den Zellen von Betroffenen passiert, die noch nicht im Labor vermehrt wurden, verliert man eine Probe. Auch der logistische Aufwand für eine solche Forschung ist riesig. Für den Prozess von der Intubation über die Absaugung, Aufbewahrung der Probe, Isolierung der Zellen und der Vermehrung im Labor ist viel Personal notwendig.
Welche Erkenntnisse konnte die Studie mit dem Stammzellmodell liefern?
Wagner: Wir konnten ein neues Modell etablieren, mit dem erstmals Veränderungen an den Zellen von menschlichen Neugeborenen mit einer angeborenen Zwerchfellhernie analysiert werden. Diese Veränderungen korrelieren auch mit denen, die bereits mit anerkannten Tiermodellen festgestellt wurden. Und diese Veränderungen können wir durch eine Behandlung, die diese Entzündungsreaktion bremst, positiv beeinflussen.
Was für neue Forschungsmöglichkeiten könnten sich daraus entwickeln?
Wagner: Durch das Zellmodell lassen sich die verschiedensten Therapeutika testen. Diese Tests am lebendigen Gewebe von Neugeborenen mit einer Zwerchfellhernie waren vorher nicht möglich. Das Zellmodell könnte auch als eine Art Brücke zwischen dem Tiermodell und den Versuchen der Therapie an Menschen dienen. Immunzellen, Bindegewebszellen (Fibrozyten) oder auch Pneumozyten haben ebenfalls Funktionen in der Lunge und könnten mit dem Modell im Rahmen weiterer Forschungen untersucht werden.