Im Interview mit MEDICA.de spricht Dr. Achim Weber über die Schwierigkeiten beim Druck von Zellen, die bisherigen Möglichkeiten des Bioprinting und darüber, warum es noch ein weiter Weg ist, bis gedrucktes Gewebe regulär im menschlichen Körper eingesetzt werden kann.
Herr Dr. Weber, was sind die Herausforderungen beim Drucken mit Zellen?
Dr. Achim Weber: Zellen sind Mimosen. Sie lieben ihre natürliche Umgebung. Das schränkt uns bei der Materialauswahl für den Druckprozess natürlich sehr ein. Wir dürfen nicht bei zu hohen Temperaturen drucken, weil die beim Bioprinting normalerweise genutzten Zellen dann absterben. Für viele Zellen muss ein physiologischer pH-Wert eingehalten werden. Wir müssen die Wechselwirkung der Zellen mit anderen Materialien, die nachher bei der Qualitätskontrolle verwendet werden, sehr genau beobachten. So ist die Oberfläche, auf die gedruckt wird, immer von Bedeutung. Außerdem spielen die Scherkräfte eine Rolle. Denn wenn die Zellen beim Bioprinting aus der Düse herauskommen, erfahren sie eine sehr hohe Beschleunigung und es wirken Scherkräfte. Das überleben nicht alle Zellen. Indem man die Druckgeschwindigkeit oder die Scherkräfte vermindert, können die Zellen geschützt werden. Allerdings ist langsames Drucken nicht immer von Vorteil, weil sich dann, während des Druckprozesses, gegebenenfalls die Zusammensetzung der Tinte ändert. Wir benötigen daher ein Material, das als Beigabe beim Drucken die Zellen schützt, sodass weniger Zellen absterben. Ganz ohne Schaden oder Verlust gelingt es normalerweise aber nicht.