Welches sind die Anwendungsbereiche der Technologien, aktuelle Projekte und Forschungsfragen?
Kuhlmeier: Für uns steht die Point-of-Care-Diagnostik im Mittelpunkt unserer Aktivitäten. Auch diejenigen Partner, die mit medizinischer Diagnostik oder mit generellen medizinischen Fragestellungen bisher nichts zu tun haben, sollen lernen und verstehen, welche speziellen Anforderungen es im Bereich der Fertigung, Verpackung und Zulassung von Medizinprodukten gibt.
Das Projekt PlasmaSepPOC ist ein gutes Beispiel. Hier geht es um die Trennung von Blutplasma aus Vollblutproben zum Nachweis von Biomarkern. Heutige Methoden zur Gewinnung von Plasma aus Vollblut sind oft zeitaufwendig, teuer und nicht für die Massenproduktion in Point-of-Care-Systemen geeignet. PlasmaSepPOC bündelt für eine künftige PoC-Lösung Kompetenzen der Disziplinen Mikrofluidik, Materialtechnologie und Diagnosetechnik.
Wenn wir solch ein Grundlagenprojekt hier in der Region verankern, können wir später das Erlernte auch in andere Projekte übertragen.
Was sind die Herausforderungen für die Industrie?
Kuhlmeier: Das sind die regulatorischen Aspekte, aber auch die Vermittlung der speziellen Anforderungen bei der Herstellung von Medizinprodukten, zum Beispiel an die hygienischen Bedingungen in der Produktion. Herausfordernd sind auch die Miniaturisierung und der Arbeit mit Mikrostrukturen. Wichtig ist uns zudem die Materialauswahl, um von den erdölbasierten Produkten wegzukommen.
Welche Vorteile gibt es für Mitglieder im Verbund, Forschende, Unternehmen?
Kuhlmeier: Aus unserer Sicht müssen die Projekte möglichst ineinandergreifen. Wir wollen keine Stand-alone-Projekte, sondern einen Kompetenzaufbau in der Region, der dazu führt, dass die Unternehmen für weitere Projekte dieser Art fit sind. Die Region soll sich als Diagnostikregion etablieren, die sowohl die Entwicklungskompetenz als auch die Fertigungskompetenz aufweist und dadurch eine Sogwirkung für andere Unternehmen im Diagnostikmarkt hat.