Erste erfolgreiche Geburt nach Vitrifikation von Eierstockgewebe in Europa

12.06.2024

Ein Team des Universitätsklinikums Bonn (UKB) hat mit der sogenannten Vitrifikation eine moderne Methode zur Kryokonservierung von Eierstockgewebe etabliert. Diese Technik dient dem Fertilitätserhalt vor Krebstherapien.

Erstmals in Europa wurde nach der Retransplantation von blitzartig eingefrorenem, gelagertem und wieder aufgetautem Eierstockgewebe eine erfolgreiche Geburt gemeldet. Die Ergebnisse dieser Studie wurden im Fachjournal Reproductive BioMedicine veröffentlicht.

Bild: Laborverfahren zur Kryokonservierung von Eierstockgewebe; Copyright: Alessandro Winkler Universitätsklinikum Bonn (UKB)

Erstmalig in Europa war eine Entbindung nach Retransplantation von blitzartig eingefrorenen, gelagerten und wieder aufgetautem Eierstockgewebe erfolgreich.

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Hintergrund zur Kryokonservierung

Die Eizellreserve einer Frau ist begrenzt. Keimdrüsen schädigende Therapien wie Chemotherapien können zu Unfruchtbarkeit führen. Eine Möglichkeit des Fertilitätserhalts ist die Kryokonservierung von Eierstockgewebe. Dabei wird vor einer gonadotoxischen Therapie ein Teil des Eierstocks entnommen und eingefroren. Zu einem späteren Zeitpunkt kann dieses Gewebe wieder aufgetaut und reimplantiert werden, um unbeschädigte Eizellen in den Körper zurückzuführen.

Seit 2004 haben zahlreiche internationale Forschungsgruppen erfolgreiche Schwangerschaften nach Kryokonservierung, Auftauen und Retransplantation von Eierstockgewebe erzielt. "Dies verdeutlicht das hohe Potential dieser Methode, die hauptsächlich auf dem Kryokonservierungsverfahren des 'slow freezings' beruht", sagt Dr. Andreas Schallmoser, Leiter des reproduktionsmedizinischen Labors am UKB.

Vorteile der Vitrifikation

Die Vitrifikation, eine blitzartige Tiefgefrierung, bietet wesentliche Vorteile gegenüber dem langsamen Einfrieren. Bei der schrittweisen Absenkung der Temperatur auf -196°C kann die Bildung von Eiskristallen nicht vollständig vermieden werden, was die Unversehrtheit des Gewebes beeinträchtigen kann. Bei der Vitrifikation hingegen wird das Gewebe innerhalb von Sekundenbruchteilen eingefroren. "Eine Bildung von Eiskristallen ist nicht möglich – die Probe verglast sozusagen", erklärt Dr. Rebekka Einenkel, Leiterin des Forschungslabors der Gynäkologischen Endokrinologie und Reproduktionsmedizin am UKB.

Durchbruch in der Forschung

In früheren Studien des Teams um Prof. Nicole Sänger, Direktorin der reproduktionsmedizinischen Abteilung am UKB, konnten Dr. Schallmoser und Dr. Einenkel den positiven Einfluss der Vitrifikation auf die Vitalität der Eizellen und ihrer Umgebung sowie die Ausschüttung von gefäßbildenden Substanzen nachweisen. Diese Substanzen sind wesentlich für eine erfolgreiche Retransplantation.

"Die erste Geburt in Europa nach Vitrifikation, Auftauen und Retransplantation von Eierstockgewebe ist für unsere Patientinnen und unser Zentrum ein Meilenstein. Durch unseren Forschungsschwerpunkt im Bereich Vitrifikation und Auftauen von humanem Gewebe und Zellen können wir Kinderwunschtherapien auf höchstem Niveau anbieten", sagt Prof. Sänger.

MEDICA.de; Quelle: Universitätsklinikum Bonn

Mehr über das UKB unter: www.ukbonn.de