Ist die Integration von 3D-Genomanalysen und epigenetischen Daten in die Plattform geplant?
Melo: Ja, und das ist es, was uns auszeichnet. Unsere Software extrahiert nicht nur 100 Prozent der Genomdaten, sondern integriert auch die 3D-Genomik und epigenetische Informationen. Die DNA ist nicht nur eine lineare Sequenz; sie ist im Zellkern auf bestimmte Weise gefaltet, und diese Faltung beeinflusst die Ausprägung der Gene. Wir nutzen diese 3D-Struktur, um zu kartieren, wie Gene an- und abgeschaltet werden. Wir haben auch Tools für das maschinelle Lernen entwickelt, um die epigenetische Landschaft für bestimmte Gewebe wie die Netzhaut und das Herz abzubilden, wodurch wir noch besser in der Lage sind, wirkungsvolle Varianten zu erkennen.
Datensicherheit ist heutzutage ein wichtiges Anliegen. Wie gehen Sie mit solch sensiblen genetischen Daten in Bezug auf Datenschutz und Sicherheit um?
Melo: Der Datenschutz hat in der Tat höchste Priorität. Die meisten unserer Kunden, wie Krankenhäuser und Forschungseinrichtungen, verlangen, dass unsere Software in ihren Räumlichkeiten läuft, um sicherzustellen, dass die Daten ihre sichere Umgebung nicht verlassen. Bei denjenigen, die Cloud-Dienste nutzen, halten wir uns an die allgemeine Datenschutzgrundverordnung (DSGVO) in Europa. Wir nutzen Amazon Web Services (AWS) mit Sitz in Frankfurt, und unser technischer Leiter verfügt über mehr als 15 Jahre Erfahrung im Bereich Cybersicherheit, um ein Höchstmaß an Datenschutz zu gewährleisten.
Können Sie eine aktuelle Erfolgsgeschichte teilen, in der die Technologie einen bedeutenden Beitrag geleistet hat?
Melo: In einem Fall ging es um sieben Familien aus aller Welt, die alle von einem seltenen Herzleiden namens Vorhofflimmern betroffen waren. Trotz jahrzehntelanger Untersuchungen blieb die Ursache unbekannt. Nach der Zusammenarbeit mit einer französischen Forschergruppe identifizierten wir eine Strukturvariante in der nicht-codierenden DNA, die die "Verdrahtung" der Genregulierung veränderte und zu dieser Erkrankung führte. Diese Entdeckung wurde in einem Mausmodell validiert, das die Krankheit rekapituliert. In einem anderen Fall identifizierte unsere KI ein bisher unbekanntes Muster bei Patientinnen und Patienten mit akuter myeloischer Leukämie (AML), das zu neuen Behandlungsstrategien führen könnte.