Die Corona-Pandemie hat es uns gezeigt: Wir sind schlecht auf neue Infektionskrankheiten vorbereitet – zumindest, was flächendeckende Diagnostik angeht. Diese musste erst aufgebaut werden, zeitweise wurde sie durch die Verfügbarkeit von Materialien wieder eingeschränkt. Wir sollten uns deshalb fragen: Wie können wir auch zukünftig flexible, zuverlässige Infektionsdiagnostik gewährleisten – gerade an neuralgischen Punkten wie Einrichtungen des Gesundheitswesens?
Zurzeit wird an Orten, an denen Menschen zusammenkommen, noch regelmäßig getestet, um die Verbreitung des Corona-Virus' zu bremsen. Das Mittel der Wahl sind dabei häufig Schnelltests, mit denen viele Personen ohne hohen Aufwand gescreent werden. Das geht auf Kosten der Zuverlässigkeit. Diese wiederum ist bei PCR-Tests höher, deren Durchführung aber von Materialien, Laboren und geschultem Personal abhängig ist. Wir müssen bei der Infektionsdiagnostik also Kompromisse eingehen. Oder aber wir entwickeln die verfügbaren Technologien weiter, um die Ansprüche der Benutzerinnen und Benutzer besser zu erfüllen und den Schutz vor Infektionen zu erhöhen.
Wir sind zum ersten Mal abgetaucht: Mit unserem Kick-Off zum MEDICA DEEP DIVE Webtalk gingen wir und unsere Experten am 22. September 2022 auf Tauchgang rund um das Thema "Flexible Infektionsdiagnostik".
Wir kamen nicht umhin, SARS-CoV-2 eine tragende Rolle in unserem Talk einzuräumen, denn natürlich brachte in der Vergangenheit besonders das erhöhte Testaufkommen die Labore und Krankenhäuser an Grenzen. Gerade anfangs war die Verfügbarkeit aller notwendigen Materialien nicht immer sichergestellt, wie Dr. Stefan Zimmermann berichtete: "Es war sehr wichtig, im Bereich der verschiedenen Tests flexibel zu sein, da der Mangel an Reagenzien eines der Hauptprobleme der frühen Pandemie-Zeit war"
Stichwort Flexibilität: Diese galt es nicht nur zu Zeiten von Lieferengpässen zu wahren. "Vor allem im Virologie-Labor wurden die Arbeitszeiten ausgeweitet, um sicherzustellen, dass wir niemanden mit COVID-19-positiven Testergebnis verpassen. Außerdem mussten alle Besuchenden, die in das Krankenhaus kamen, getestet werden. Die Vorschriften änderten sich ständig – wenn auch nicht wöchentlich – und wir alle mussten damit Schritt halten. In meiner 25-jährigen Laufbahn war das eine meiner größten Herausforderungen", so der Arzt am Zentrum für Infektiologie des Universitätsklinikums Heidelberg.
Dr. Stefan Zimmermann
Dr.-Ing. Can Dincer
Verschiedene Test-Plattformen zu haben, um einer erneuten Pandemie flexibler begegnen zu können, müsse tatsächlich eines der Hauptanliegen sein, so Dr.-Ing. Can Dincer. Der Leiter der Nachwuchsgruppe "Disposable Microsystems" ist aber zuversichtlich, was das anbelangt. "Ich möchte darauf hinweisen, wie die Pandemie die Technologie, an der wir interessiert sind, verändert hat." So arbeitete das Team des FIT Freiburger Zentrum für interaktive Werkstoffe und bioinspirierte Technologien & Institut für Mikrosystemtechnik (IMTEK) an einer Gesichtsmaske mit integriertem Atemluft-Sensor. "Wir haben uns damals in erster Linie gefragt, wer überhaupt eine Maske tragen würde." Mittlerweile ist das Interesse an medizinischen Masken aller Art in jedem Fall gegeben. Der Forscher ist sich sicher: "Die Atemdiagnostik und auch alternative Ansätze für die Sensorik sind im Kommen. Das sind wissenschaftliche Themen, die – vielleicht nicht mehr für diese, aber – für zukünftige Pandemien relevant sind."
Wie schnell etwas aus der Wissenschaft oder dem Labor zu einem Gamechanger der akuten Pandemiebekämpfung werden kann, darüber sprach Dr. Jochen Rupp in unserem Webtalk. Die Bosch Healthcare Solutions GmbH brachte eine Lab-on-a-Chip-Plattform heraus, mit der PCR-Tests auf Point-of-Care-Basis möglich sind: "Vivalytics kombiniert die kurze Wartezeit eines Lateral-Flow-Assays mit der Qualität eins PCR-Tests. Wir haben also jeden Aspekt der Analyse des Assays miniaturisiert und durch Automatisierung und Miniaturisierung verkürzt. So vergehen von der Abgabe Ihrer Probe bis zum Erhalt Ihres Ergebnisses nur 40 Minuten und weniger", so der Head of Product Management. Und Rupp weiter: "Während der Pandemie haben wir gesehen, dass eine Menge Zeit vergeht – nicht wegen der Zeit für den Test, sondern wegen des Transports der Probe und der damit verbundenen Logistik." Und auch die von Professor Zimmermann angesprochenen Workflows in Laboren und Kliniken könnten so vereinfacht werden und damit für Entlastung sorgen. Will man das aber schaffen, müssen Geräte oder Tests einfach in der Handhabung sein. Denn: "Wenn es nicht einfach zu bedienen ist, findet es keine Anwendung."
Dr. Jochen Rupp
Welche Einblicke unsere Experten während des einstündigen Talks noch gegeben haben, können Sie jederzeit in unserem Video-on-Demand-Angebot nachschauen. Und wer noch mehr über RNA-Diagnostik und CRISPR erfahren möchte, dem sei das MEDICA LABMED FORUM während der diesjährigen MEDICA ans Herz gelegt. Dort gibt es dann auch ein Wiedersehen mit Dr.-Ing. Dincer.
MEDICA DEEP DIVE jetzt als Video-on-demand verfügbar
Hier können Sie sich unseren MEDICA DEEP DIVE "Mobile, handy, point-of-care – flexible infection diagnostics" als Video-on-demand ansehen.
Das Video steht nur Nutzerinnen und Nutzern zur Verfügung, die im MEDICA-Portal registriert sind. Falls Sie bereits registriert sind, können Sie sich über das nachfolgende Formular einloggen.
Andernfalls gelangen Sie über den Button zur Registrierung. Die Registrierung im Portal ist kostenlos.