Welche Herausforderungen gab es bisher bei der Entwicklung der MAPs für die mRNA-Impfstoffverabreichung?
Theobald: Zwei wichtige Faktoren für Entwicklung von MAPs sind die Polymere und die Lipid-Nano-Partikel (LNPs), welche die mRNA umhüllen. Eine Herausforderung ist die Identifizierung von geeigneten schnell auflösenden Polymeren, welche sowohl mechanisch stabile Mikronadeln ausbilden können als auch gleichzeitig stabilisierend auf die Impfstoffe wirken.
Wie sehen die nächsten Schritte aus?
Theobald: Wir wollen als LTS verifizieren, dass es möglich ist, eine MAP-Formulierung zu entwickeln, die zumindest bei Kühlschranktemperaturen von 5 °C über 12 Monate hinsichtlich ihrer Eigenschaften (bezogen auf den Wirkstoff und die Mikronadeln) stabil ist. Idealerweise sollte die Formulierung auch für eine gewisse Zeit bei 25 °C stabil sein, damit die MAPs ohne die aufwendige Aufrechterhaltung einer Kühlkette zu den Patientinnen und Patienten gebracht werden können.
Auch die Identifizierung von geeigneten LNPs, die eine optimale Stabilität ermöglichen, ist dabei im Fokus. Im besten Fall steht am Ende der Entwicklung eine thermostabile Formulierung, die dann bei einer zukünftigen Pandemie unmittelbar genutzt werden könnte.
Welche anderen medizinischen Anwendungen könnten, abgesehen von der Impfstoffverabreichung, von der MAP-Technologie profitieren?
Theobald: Neben der mRNA-Vakzinierung ist die MAP-Technologie auch für die Vakzinierung mit anderen Impfstoffen, sowie die Applikation von hochwirksamen biologischen Wirkstoffen geeignet. Insbesondere bei der Therapie chronischer Erkrankungen bietet sie entscheidende Vorteile wie:
- Diskrete Applikation,
- Reduktion der Anforderungen an die Kühlkette, wodurch die Applikation an jedem Ort erfolgen kann und damit die Beibehaltung eines normalen Lebensstiles ermöglicht,
- Vermeidung von Infektionen an der Injektionsstelle, was insbesondere bei chronischen Krankheiten für die Patienten belastend sein kann.
Auch für die Applikation kleiner Moleküle bietet die Technologie Vorteile und interessante Anwendungsmöglichkeiten, zum Beispiel durch die Möglichkeit, Mikroimplantate zur gesteuerten Abgabe von Wirkstoffen zu bilden. Ein Beispiel ist die Entwicklung eines lang-wirkenden kontrazeptiven MAP. Auch hier haben wir als LTS Lohmann Therapie-Systeme AG den Zuschlag für ein Förderprojekt durch die Bill & Melinda Gates Foundation erhalten.