Wie kann die Plattform die Wirkstoffentwicklung konkret erleichtern?
Stallforth: Die Plattform ist hochmodular und sehr flexibel, das heißt, wir können eine große Bandbreite an Assays konzipieren. Sehr spannend in der Antiinfektivaforschung ist die synergistische Kombination von Wirkstoffen. Bei vielen Erkrankungen werden auch bereits Wirkstoffkombinationen verabreicht, aber die systematische Suche nach synergistischen Wirkstoffen ist manuell nicht mehr durchführbar. Die Anzahl der Pipettierschritte ist so hoch, dass der Mensch hinsichtlich seiner Fehleranfälligkeit und auch physisch an die Grenze gerät. Roboter können diese Schritte über Tage hinweg mit höchster Präzision durchführen.
Auf der anderen Seite lassen sich auch bestimmte molekularbiologische Schritte automatisieren, zum Beispiel die Suche nach Wirkstoffen aus genetischem Material. Mittlerweile haben wir durch analytische und bioinformatische Methoden Zugang diversen Quellen von modernem und prähistorischem genetischem Material, zum Beispiel von Neandertalern. Durch die Automatisierung können wir jetzt effektiv Wirkstoffe suchen und produzieren.
Welches Anwendungspotenzial sehen Sie für die Plattform über die Entwicklung von Antibiotika und Antiinfektiva hinaus?
Stallforth: Für uns ist das auch eine Kommunikationsplattform, an der Forschende aus verschiedenen Disziplinen zusammenkommen und erstmals neue Versuche konzipieren können, die manuell nicht möglich waren. Ich denke, durch die Bereitstellung dieser Expertise ermöglichen wir es, viele verschiedene Forschungsthemen zusammenzubringen. In dem Sinne sind erst mal keine Grenzen gesetzt.
Wir müssen feststellen: Was sind wichtige, innovative Fragestellungen, die beantwortet werden können und an denen vielleicht auch verschiedene Disziplinen zusammenarbeiten? Die Zukunft wird zeigen, in welche Richtung wir intensiver arbeiten werden. Durch den modularen Aufbau sind der Forschung kaum Grenzen gesetzt. Was uns hier limitiert, ist unsere eigene Kreativität.