Das ersetzt sicherlich keine fundierte Diagnose. Aber wie kann dieser Ansatz bei der Analyse unterstützen?
Scheuermann: Nein, eine Diagnose erstellt der Algorithmus nicht. Er hilft aber zu unterscheiden: Ist es eine Tumorzelle oder ein anderer Zelltyp? Dies gelingt durch die automatisierte Aufnahme und Auswertung einer Vielzahl von Zellen. Es geht also darum, die riesige Datenmenge zu durchleuchten und mit den richtigen Parametern verschiedene Informationen herauszustellen.
Dies Informationen sollen zukünftig pathologische Diagnosen unterstützen und ergänzen. Aktuell befindet sich dieser Workflow noch in der Forschungsphase und wird noch nicht im klinischen Umfeld eingesetzt.
Das Einsatzgebiet dieses Verfahrens ist nicht auf Krebs beschränkt. In welche Richtung geht die Forschung noch?
Scheuermann: Beim TissueGrinder geht es vor allem darum, festes Gewebe in einzelne Zellen aufzuteilen und Prozesse in der Probenvorbereitung zu verbessern und zu standardisieren. Einmal aufgeteilt, lassen sich vielfältige Analysen erstellen. Krebs ist zweifellos einer der Hauptpunkte, wir sind jedoch auch in anderen Bereichen aktiv, in denen die Isolierung von Einzelzellen und deren Analyse erforderlich ist.
Die TissueGrinder-Technologie zeichnet sich insbesondere durch die Verbesserung der Probenvorbereitung aus, was sie für viele verschiedene Anwendungsgebiete interessant macht. Ein Beispiel hierfür ist die 3D-Zellkultur. Einerseits geht es um die Kultivierung der isolierten Zellen, andererseits um die direkte Analyse. Darüber hinaus besteht die Möglichkeit, die Zellen molekularbiologisch auf Einzelzellebene zu untersuchen und somit detaillierte Information über die Vorgänge innerhalb einer Zelle zu bekommen.
Unser Ansatz besteht darin, sicherzustellen, dass die Qualität des Ausgangsmaterials entscheidend ist. Es heißt oft "Garbage in, garbage out", was bedeutet, dass die Qualität der Analyse stark von der Qualität der Ausgangsproben abhängt. Daher streben wir danach, eine reproduzierbare und standardisierte Methode zu entwickeln und anzubieten, die von Anfang an Qualitätsverluste minimiert.