KI in der Lungenheilkunde: EU-Projekt AI4Lungs startet

Das von der EU finanzierte Projekt „AI4Lungs“ vereint 18 Partner aus zehn Ländern, darunter Krankenhäuser, Forschende, Rechtsexpertinnen und -experten sowie Technikerinnen und Techniker. Gemeinsam entwickeln sie digitale Werkzeuge, die Ärztinnen und Ärzte bei der Diagnose und Behandlung von Lungenerkrankungen unterstützen sollen. Im Fokus stehen eine effizientere Versorgung, präzisere Diagnostik und klinische Forschung.

Mehr als 2.500 reale Patientenakten bilden die Basis für die KI-Modelle, die im Projekt trainiert werden. Eine Plattform mit einem Digital-Twin-System simuliert verschiedene Patientenszenarien und schlägt individuelle Therapiewege vor. So können Behandlungspfade für Patientinnen und Patienten mit Lungenerkrankungen gezielt optimiert werden.

„Unser Beitrag innerhalb des Projekts ist es, dieses Entscheidungsunterstützungssystem zu entwickeln und es nahtlos in die KI-gestützte Datenanalyse zu integrieren“, erklärt Dr. Jonas Flechsig, Projektverantwortlicher am Fraunhofer ITWM. „Gemeinsam mit den Projektpartnern haben wir dieses Jahr schon bedeutende Fortschritte erzielt. Wir haben die Digital-Twin-Plattform eingeführt und können gewährleisten, dass wir die neuen EU-KI-Vorschriften einhalten.“

Das Projekt kombiniert verschiedene diagnostische Methoden, darunter medizinische Bildgebung, digitale Stethoskopie, Flüssigbiopsien und molekularpathologische Verfahren. Die so gewonnenen multimodalen Daten werden mit Deep Learning, Ensemble Learning und Computerlinguistik analysiert.

Ein klinisches Entscheidungsunterstützungssystem hilft Ärztinnen und Ärzten, gemeinsam mit den Patientinnen und Patienten den individuell besten Therapiepfad zu wählen. Dabei kommen wissensbasierte Systeme, mehrkriterielle Entscheidungsverfahren und erklärbare KI zum Einsatz.

Die Partner Timelex und Deloitte achten darauf, dass die Plattform datenschutzkonform aufgebaut wird und die neuen EU-Vorschriften erfüllt.
„Es ist entscheidend, dass die Konzeption und Implementierung von KI-Tools von Anfang an auf die künftigen Anforderungen des KI-Gesetzes abgestimmt sind“, betont Marta Wilińska, Rechtsexpertin bei Timelex.

Marcel Rebbert von Deloitte ergänzt: „Indem sie die strengen digitalen Ethikgrundsätze bei der Integration von KI-Tools in klinische Arbeitsabläufe befolgen, behalten Ärztinnen und Ärzte die volle Entscheidungsgewalt, während sie KI für ressourcenintensive Aufgaben wie Diagnose und Behandlungsplanung nutzen können.“

Der Projektpartner Future Needs fördert Synergien mit anderen EU-Projekten, um Wissen zu teilen und gemeinsame Veranstaltungen durchzuführen.
„Synergien mit anderen EU-Projekten aufzubauen, die eine gemeinsame Mission verfolgen, ist bedeutend, um Fortschritt zu beschleunigen“, sagt Emma Tsai von Future Needs.

MEDICA.de; Quelle: Fraunhofer-Institut für Techno- und Wirtschaftsmathematik ITWM