Digitale Therapie: neue Rheuma-App erleichtert die Behandlung

An Rheuma erkranken nicht nur ältere, sondern auch Menschen im erwerbstätigen Alter sowie Kinder und Jugendliche. Die Behandlungskosten liegen pro Person jährlich zwischen 12.000 und 25.000 Euro. Neben medikamentösen Therapien wie Biologika und Kortisonpräparaten spielt Physiotherapie eine zentrale Rolle, um Entzündungen zu reduzieren und die Beweglichkeit zu erhalten. Doch häufig bleibt der Zugang zu diesen wichtigen Therapieangeboten aus verschiedenen Gründen eingeschränkt: 

• Lange Wartezeiten in Physiotherapiepraxen 

• Fehlende Zeit aufgrund von Arbeit, Schule oder Studium 

• Schwierige Erreichbarkeit von Fachpraxen, insbesondere in ländlichen Regionen 

• Eingeschränkte Mobilität der Betroffenen 

Diese Versorgungsengpässe führen dazu, dass notwendige physiotherapeutische, ergotherapeutische oder psychotherapeutische Maßnahmen nicht wahrgenommen werden.  

Unter der Leitung von Professor Georg Behrens von der Medizinischen Hochschule Hannover (MHH) arbeiten Forschende gemeinsam mit Patientinnen und Patienten sowie Fachpraxen an einer Rheuma-App, die die Therapie flexibler und individueller gestaltet. Das digitale Angebot ergänzt die ambulante Behandlung und soll den Zeitaufwand für Patientinnen und Patienten sowie für Ärztinnen und Ärzte reduzieren. Eine zentrale Erkenntnis: Durch die Kombination von persönlicher Betreuung mit digitalen Anwendungen könnte sich die Zahl der notwendigen Praxisbesuche um bis zu 90 Prozent verringern.  

Die App bietet zahlreiche Funktionen, die eine ortsunabhängige Versorgung ermöglichen: 

• Videoanleitungen für Bewegungsübungen zur Unterstützung der Physiotherapie 

• Tipps zum Krankheitsmanagement, insbesondere bei psychischer Belastung 

• Chat-Funktion für direkten Kontakt mit Therapeutinnen und Therapeuten 

• Feedback-Funktion zur Verlaufskontrolle der Therapie 

• Individuelle Auswahl von Therapieangeboten nach dem Baukastenprinzip 

„Die Rheuma-App ist kein rein digitales Angebot, sondern begleitet und unterstützt die ambulante Therapie“, erklärt Professorin Alexandra Dopfer-Jablonka, Oberärztin an der Klinik für Rheumatologie und Immunologie. „Wir wollen Hilfe zur Selbsthilfe geben und den Betroffenen ermöglichen, ihre Erkrankung nach eigenen Bedürfnissen zu managen und die Therapieangebote an ihre Lebensrealität anzupassen.“ 

RELIEV basiert auf Erfahrungen aus den MHH-Projekten ErgoLoCo und DiEgO, die sich mit digitaler Ergotherapie und langfristiger Patientenbegleitung befassen. „In diesen Projekten konnten wir bereits feststellen, dass selbstbestimmte Patientinnen und Patienten eher am Ball bleiben und nachhaltiger gesund werden“, sagt Prof. Dopfer-Jablonka. Das Projekt RELIEV startet mit 50 Teilnehmenden und wird in einer zweiten Phase mit 100 weiteren Personen getestet. Langfristig soll die App in die Regelversorgung integriert werden.  

MEDICA.de; Quelle: Medizinische Hochschule Hannover