„SchlafCheck“: Mobiles Schlaflabor in Hausarztpraxen

Rund zehn Prozent der Bevölkerung in Deutschland leiden unter chronischen Ein- und Durchschlafstörungen. Schlechter Schlaf beeinträchtigt nicht nur die Lebensqualität, sondern erhöht auch das Risiko für Herz-Kreislauf-Erkrankungen. Da Schlafmedizin in vielen klinischen Bereichen unterrepräsentiert ist, bleiben Beschwerden oft unbehandelt.

Hausärztinnen und Hausärzte sind meist die erste Anlaufstelle, können aber über Beratung zur Schlafhygiene hinaus keine umfassende Diagnostik anbieten. Überweisungen an Schlaflabore sind häufig mit langen Wartezeiten verbunden.

„Es fehlt in der Primärversorgung an niederschwelligen Möglichkeiten, um eine objektive Ersteinschätzung von Schlafproblemen zu erhalten. Ein mobiles Gerät, ähnlich einem Langzeit-EKG oder einer Langzeitblutdruckmessung, könnte wertvolle Schlafdaten aus der heimischen Umgebung der Patientinnen und Patienten liefern und eine Erstdiagnose beschleunigen“, erklärt Dr. med. Markus Ennen, Allgemeinmediziner aus Oldenburg.

Das vom Bundesministerium für Gesundheit (BMG) geförderte Projekt „SchlafCheck“ wurde vom Fraunhofer-Institut für Digitale Medientechnologie IDMT und der Universitätsmedizin Oldenburg durchgeführt. In fünf Hausarztpraxen rund um Oldenburg erhielten rund 60 Patientinnen und Patienten mit Ein- und Durchschlafstörungen kommerziell erhältliche mobile Sensorsysteme. Diese kamen zusammen mit Fragebögen und Schlaftagebüchern zum Einsatz.

Die Ergebnisse zeigten, dass die meisten Teilnehmenden die Messungen nach Anleitung selbstständig durchführen konnten. Herausforderungen ergaben sich teilweise durch die Platzierung der Sensoren. In Feedbackgesprächen diskutierten Ärztinnen und Ärzte daher vereinfachte Bedienmöglichkeiten und eine mögliche Anwendung direkt in der Praxis.

„Perspektivisch könnten durch mobile Geräte Schlafuntersuchungen im Verdachtsfall in regelmäßige Check-Ups integriert werden. Hausärztinnen und -ärzte könnten Probleme früher erkennen und notwendige Behandlungsschritte ableiten“, sagt Dr. Wiebke Pätzold, Projektleiterin am Fraunhofer IDMT.

Auch die Abteilung Allgemeinmedizin der Universitätsmedizin Oldenburg betont den Erkenntnisgewinn:

„Der direkte Austausch mit den Praxisteams machte Möglichkeiten und Herausforderungen bei der Implementierung digitaler Schlafmonitoringsysteme sichtbar“, so Marianne Timper und Prof. Michael Freitag.

Die Forschungsgruppe „Mobile Neurotechnologien“ am Fraunhofer IDMT entwickelt derzeit ein eigenes Sensorsystem zur mobilen EEG-Aufzeichnung, das im Langzeiteinsatz erprobt wird. Ziel ist es, Messungen aus Spezialkliniken in die Primärversorgung zu überführen und damit die schlafmedizinische Versorgung langfristig zu verbessern.

MEDICA.de; Quelle: Fraunhofer-Institut für Digitale Medientechnologie IDMT