Virtual-Reality-Diagnostik für Post-COVID-Betroffene

Viele Menschen leiden noch Monate nach einer COVID-19-Erkrankung an Beschwerden wie Erschöpfung, Konzentrationsproblemen oder Schlafstörungen. Diese sogenannten Post-COVID-Symptome können verschiedene Organe betreffen und beeinträchtigen häufig die Lebensqualität erheblich.

Im Projekt EPSILON arbeiten Fachleute des Fraunhofer Heinrich-Hertz-Instituts (HHI) gemeinsam mit medizinischen Partnern daran, die Ursachen und Auswirkungen der häufigsten Symptome, Fatigue und kognitive Defizite, besser zu verstehen. Ziel ist eine exakte Charakterisierung und Abgrenzung dieser Beschwerden mithilfe moderner Virtual-Reality-Technologien (VR) und körpernaher Sensorik.

„Patientinnen und Patienten mit Post-COVID-Beschwerden fühlen sich krank, oftmals gibt es jedoch keine eindeutige Bezeichnung für ihr Leiden. Mit unseren in den Tests erhobenen Gesundheitsdaten entwickeln wir ein Analysewerkzeug, das einfach und schnell die Schwere der kognitiv- und Fatigue-assoziierten Einschränkung attestiert“, sagt Paul Chojecki, Wissenschaftler am Fraunhofer HHI und Koordinator von EPSILON.

Da Post-COVID sehr unterschiedliche Symptome hervorruft, müssen Diagnose und Behandlung individuell angepasst werden. Die Forschenden kombinieren hierfür VR-gestützte Tests, Wearables und psychologische Verfahren, um ein ganzheitliches Bild des Gesundheitszustands zu gewinnen.

Das System umfasst:

• VR-Tools zur Erfassung von Blickbewegungen, Gesten und motorischer Aktivität
• Smartwatches und Sensoren zur Aufzeichnung von Vitalparametern und Schlafdaten
• Kognitive Tests zur Messung von Aufmerksamkeit, Gedächtnis und Belastbarkeit

Die Tests werden in Post-COVID-Ambulanzen und Kliniken durchgeführt. Mithilfe der erfassten Daten entwickeln die Projektbeteiligten objektive Kriterien, um Fatigue-Syndrome und kognitive Einschränkungen besser voneinander abzugrenzen.

Alle erhobenen Messwerte fließen in eine webbasierte Analyseplattform, den interaktiven EPSILON-Datenraum, ein. Dort werden sie automatisiert mithilfe von künstlicher Intelligenz (KI) ausgewertet. Die Ergebnisse sollen künftig nicht nur Ärztinnen, Ärzten und Forschenden zur Verfügung stehen, sondern auch Patientinnen und Patienten über ein Visualisierungs-Dashboard zugänglich gemacht werden.

Ziel ist es, die Diagnostik zu vereinfachen, Post-COVID-Anlaufstellen zu entlasten und langfristig eine wertvolle Datenbasis für die medizinische Forschung zu schaffen.

Aktuell befindet sich das Projekt noch in der Datenerhebungsphase. Langfristig soll die Plattform auch auf andere Krankheitsbilder übertragen werden, etwa im Projekt TeMoRett, das sich mit Therapieansätzen für Kinder mit Rett-Syndrom, einer seltenen genetischen Erkrankung, beschäftigt.

MEDICA.de; Quelle: Fraunhofer-Gesellschaft