Gezüchtete Nasenknorpelzellen für Knieverletzungen

Das Team um Prof. Ivan Martin, Dr. Marcus Mumme und Prof. Andrea Barbero hat diese Technik über Jahre erforscht. Der Prozess beginnt mit der Entnahme eines winzigen Stücks Gewebe aus der Nasenscheidewand der Patientin oder des Patienten. Die enthaltenen Knorpelzellen werden im Labor vermehrt und auf einer Matrix aus weichen Fasern kultiviert. Danach wird der Ersatzknorpel in die passende Form geschnitten und in das geschädigte Kniegelenk implantiert. 

In einer klinischen Studie mit 98 Teilnehmenden an vier internationalen Kliniken wurde untersucht, wie sich die Reifezeit des Implantats auf die Ergebnisse auswirkt. Eine Gruppe erhielt Knorpelersatz, der nur zwei Tage vorgereift war, während die zweite Gruppe Implantate erhielt, die zwei Wochen lang im Labor heranreifen konnten. 

Während der 24-monatigen Nachbeobachtung dokumentierten die Teilnehmenden ihren Genesungsprozess mittels Fragebögen. Die Ergebnisse, veröffentlicht in Science Translational Medicine, zeigen, dass beide Gruppen eine deutliche Verbesserung der Kniegelenkfunktion und Schmerzreduktion erfuhren. Besonders war, dass die Patientinnen und Patienten mit dem länger gereiften Knorpel auch im zweiten Jahr nach der Transplantation weiterhin Fortschritte machten. 

Zusätzliche Untersuchungen mittels Magnetresonanztomografie (MRT) ergaben, dass der länger vorgereifte Knorpel eine bessere Gewebebeschaffenheit am Implantationsort aufwies. Auch der umliegende Knorpel profitierte von der verbesserten Struktur. „Das längere Vorreifen lohnt sich“, betont Anke Wixmerten, Co-Erstautorin der Studie. Die Methode steigere den Behandlungsaufwand nur geringfügig, liefere aber deutlich bessere Ergebnisse. 

„Bemerkenswert ist, dass Patientinnen und Patienten mit grösseren Verletzungen vom länger vorgereiften Knorpel profitieren“, erklärt Andrea Barbero. 

Ivan Martin ergänzt: „Wir haben im Rahmen unserer Studie zwar keinen direkten Vergleich zu Standardbehandlungen angestellt. Aber wenn man die Ergebnisse aus Standardfragebögen betrachtet, erreichen Patientinnen und Patienten nach Behandlung mit unserer Methode langfristig höhere Werte bei Gelenkfunktionalität und Lebensqualität.“ 

Auf Basis dieser Erkenntnisse planen die Forschenden nun klinische Studien zur Anwendung dieser Methode bei Arthrose. Die Studien, gefördert vom Schweizerischen Nationalfonds und dem EU-Forschungsrahmenprogramm Horizon Europe, sollen den Nutzen der Technik für Kniescheibenarthrose untersuchen. 

MEDICA.de; Quelle: Universität Basel