Kurzwellige Infrarot-Bildgebung für präzisere Tumorentfernung

Die größte Herausforderung bei der optischen Bildgebung im menschlichen Körper besteht darin, tiefer liegendes Gewebe zu durchdringen. Bisher genutzte Bildgebungstechniken wie die Magnetresonanztomographie (MRT) oder Computertomographie (CT) stoßen bei tiefen Gewebeschichten an ihre Grenzen.  

Dies erschwert es, beispielsweise Tumorzellen an den Rändern eines Tumors oder in Lymphknoten zu erkennen. Hier setzt das Verfahren von Prof. Bruns und Prof. Sletten an, das kurzwelliges Infrarotlicht in Kombination mit speziellen Fluoreszenzfarbstoffen nutzt, um genau diese Zellen sichtbar zu machen. Diese Technologie, bekannt als SWIR-Bildgebung, kombiniert Infrarotlicht mit modernster Kameratechnologie und ermöglicht es, Tumorzellen und andere Gewebestrukturen präzise darzustellen. 

Ein zentraler Bestandteil der neuen Bildgebungstechnologie ist die Entwicklung spezieller Kontrastmittel, die Tumorzellen markieren und den Chirurginnen und Chirurgen während der Operation helfen, den Tumor präzise zu entfernen. "Unsere Kontrastmittel leuchten den Rand des Tumors aus und erleichtern die Entfernung von ausschließlich krebsartigem Gewebe, wobei so viel gesundes Gewebe wie möglich erhalten bleiben soll", erklärt Ellen Sletten. 

Dies ist besonders wichtig, um sicherzustellen, dass keine Tumorreste im Körper verbleiben, die das Risiko eines erneuten Wachstums erhöhen könnten. Durch die zielgenaue Erkennung von Tumorgewebe wird nicht nur die Behandlung effektiver, sondern auch das Risiko von Folgeschäden für die Patientinnen und Patienten minimiert. 

Die enge Zusammenarbeit zwischen medizinischen und technologischen Fachrichtungen am NCT/UCC Dresden bietet ideale Voraussetzungen, um die SWIR-Bildgebung weiterzuentwickeln und in die klinische Praxis zu überführen. Prof. Bruns betont: "Für die Bildgebungssysteme sind wir aktuell dabei, in Dresden und Stanford gemeinsam mit Medizinern klinische Studien durchzuführen, um den Nutzen am Patienten zu zeigen." Die Technologie soll so schnell wie möglich für den Einsatz in der Chirurgie verfügbar gemacht werden. 

Die Arbeiten von Prof. Bruns und Prof. Sletten bieten neue Perspektiven für die chirurgische Krebstherapie. Die präzise Erkennung von Tumorzellen während der Operation könnte das Risiko einer unvollständigen Entfernung von Tumorgewebe senken und somit die langfristige Prognose von Krebspatientinnen und -patienten verbessern.  

MEDICA.de; Quelle: Technische Universität Dresden