MediSensonic: nadelfrei gegen Diabetes und Bluthochdruck

Ein Armband, das den Blutzuckerspiegel ganz ohne Nadel misst. Oder ein Blutdrucksensor, der ohne Manschette auskommt. Diese Technologien will MediSensonic aus Polen zu den Patientinnen und Patienten bringen. Die größte Hürde: genug Ressourcen, um komplexe Medizintechnik marktreif zu machen. Renata Hawrylik erzählt, wie das Start-up trotz aller Herausforderungen weitermacht und warum technische Innovation nur dann sinnvoll ist, wenn sie den Alltag konkret verbessert.

Woher kommt die Idee für euer Produkt?

Renata Hawrylik: Unser Slogan lautet "Medizinische Geräte von morgen". Deshalb ist unsere Technologie darauf ausgerichtet, die Erwartungen der Menschen zu erfüllen. Wir arbeiten an Projekten, die das Leben der Patientinnen und Patienten einfacher und effizienter machen.

Die Gründer von Medisensonic sind CEO Robert Gromada und CTO Zenon Szczepaniak. Robert Gromada war in medizinischen Unternehmen tätig und hat an der Verbesserung der Abläufe im Gesundheitswesen sowie an Innovationen in diesem Bereich gearbeitet. Zenon Szczepaniak hingegen ist auf die Forschung zu Funkortung und Mikrowellentechnologie spezialisiert. Seine Forschung konzentriert sich auf die Anwendung von Mikrowellen- und Radartechnologien bei der Analyse der Eigenschaften verschiedener Materialien, insbesondere in der medizinischen Diagnostik (einschließlich In-vivo-Diagnostik).

Diese Kombination hat zur Entwicklung medizinischer Geräte geführt, die Mikrowellen für die Diagnose nutzen.

Welches Problem wollt ihr damit adressieren?

Renata: Unsere Technologien wurden für die Millionen von Menschen entwickelt, die mit Zivilisationskrankheiten zu kämpfen haben. Ihr Ziel ist es, durch präzise, kontinuierliche Echtzeitmessungen die Diagnose zu verbessern und Therapien zu verwirklichen.

Derzeit gibt es weltweit mehr als 800 Millionen Menschen mit Diabetes, die ihren Blutzuckerspiegel mehrmals am Tag mit schmerzhaften Methoden oder einem unter die Haut gesteckten Sensor messen. Unsere Technologie, das nadelfreie Blutzuckermessgerät Glucowave, wird verletzungsfreie Messungen ermöglichen. Die Diabetikerin oder der Diabetiker wird ein kleines Armband mit einem Sensor tragen, um seinen Blutzuckerspiegel kontinuierlich zu überwachen. Auf diese Weise können tageszeitliche Schwankungen und Situationen, in denen der Blutzuckerspiegel ansteigt, genau erkannt werden.

Das von uns entwickelte manschettenlose Blutdruckmessgerät Touchwave ermöglicht eine diskrete und nicht-invasive kontinuierliche Überwachung des Blutdrucks, da es keine aufblasbare Manschette hat. Es richtet sich an die 1,6 Milliarden Menschen, die von Bluthochdruck betroffen sind und dies überwachen müssen.

Die Geräte sind nicht nur für den persönlichen Gebrauch, sondern auch für den klinischen Einsatz geeignet, da sie mit anderen Geräten kombiniert werden können, die in der Krankenhausbehandlung eingesetzt werden. Ein Beispiel ist die Kombination eines Glucowave-Blutzuckermessgeräts mit einer Insulinpumpe.

Was war das größte Hindernis für die Gründung?

Renata: Die Führung eines Start-ups ist mit vielen schwierigen Entscheidungen verbunden. Lange Zeit hatte das Unternehmen mit finanziellen Schwierigkeiten zu kämpfen. Die Validierung und Implementierung innovativer Technologien erfordern viele Ressourcen, was ein dynamisches Management erfordert.

Was war eure beste Entscheidung bisher?

Renata: Es ist uns wichtig, dass unsere Geräte nicht nur innovativ sind, sondern auch leicht benutzbar, intuitiv und sowohl für den persönlichen als auch für den klinischen Gebrauch geeignet sind.

Ein positiver Schritt war die Einwerbung öffentlicher Mittel für die Entwicklung unserer Technologie. Dadurch konnten wir die Entwicklung der Geräte beschleunigen und individuelle Investoren gewinnen.

Was nehmt ihr euch für die nächsten beiden Jahre vor?

Renata: In den nächsten zwei Jahren wollen wir das Glucowave-Projekt in die Implementierungs- und Kommerzialisierungsphase der Technologie bringen.

Wir möchten die Zertifizierung des Touchwave-Blutdruckmessgeräts abschließen und dann die Technologie verkaufen, um den Menschen zu helfen.

Wir haben auch so genannte Dual-Use-Projekte in unserem Portfolio. Wir möchten uns auf deren Entwicklung konzentrieren, damit die Militärtechnologie aus diesen Projekten in die zivile Nutzung einfließen kann.