Vagusnerv am Ohr: Neue Ansätze gegen Depressionen und Schmerzen

Ein Team der Hochschule Fresenius um Prof. Dr. Elmar Peuker sowie der Universität Düsseldorf unter Leitung von Prof. Dr. Timm Filler verfolgt nun einen ungewöhnlichen Ansatz: das Ohr als Therapiezugang.

Im Zentrum der Forschung steht der Vagusnerv, einer der wichtigsten Nervenbahnen zwischen Gehirn und Organen. Er beeinflusst nicht nur Atmung und Herzschlag, sondern auch die Schmerz- und Stressregulation des Körpers.

Ein kleiner Ast dieses Nervs verläuft durch die Ohrmuschel. Genau dort analysieren die Forschenden feinste Nervenfasern und prüfen, wie diese gezielt stimuliert werden können. „Wir wollen verstehen, welche Nervenfasern im Ohr wirklich zum Vagusnerv gehören, wie und wo sie verteilt sind und wie wir sie gezielt stimulieren können“, erklärt Prof. Dr. Elmar Peuker.

Dazu nutzt das Forschungsteam immunhistochemische Färbetechniken, mit denen sich einzelne Nerven im Ohr präzise sichtbar machen lassen.

Die Idee, über das Ohr in das Nervensystem einzugreifen, ist nicht neu. Verfahren wie die Ohrakupunktur oder osteopathische Methoden nutzen vagusinnervierte Areale seit langem. Neu ist jedoch die präzise wissenschaftliche Analyse der Ohrnerven sowie die Entwicklung moderner Stimulationsgeräte.

Auf Grundlage dieser Erkenntnisse arbeiten die Forschenden nun an der Entwicklung von medizinischen Hilfsmitteln. Der Ansatz: in-ear-ähnliche Geräte, die gezielt relevante Nervenstrukturen im Ohr stimulieren.

„Wir wollen die wissenschaftliche Basis für Therapiegeräte verbessern – und dabei gezielt den Vagusnerv ansprechen. Mit kopfhörerähnlichen In-Ear-Geräten, die möglichst gezielte Stimulierungen relevanter Nervenstrukturen im Ohr ermöglichen“, betont Prof. Dr. Peuker.

Ziel ist es, für Betroffene neue Therapieoptionen zu schaffen, die auf wissenschaftlicher Grundlage beruhen und langfristig in der Medizintechnik etabliert werden können.

MEDICA.de; Quelle: Hochschule Fresenius