Bewegungsmangel bei Kindern und Jugendlichen – ein Fall für die Sportmedizin

Wenn Kinder lieber sitzen, tippen oder streamen als zu toben und zu rennen, bedeutet das nicht nur verpasste Spielmomente – mangelnde Bewegung kann ihrer Gesundheit schaden. Früh aktive Gewohnheiten anzunehmen, schützt Körper und Geist hingegen das ganze Leben lang. Die MEDICA MEDICINE + SPORTS CONFERENCE widmet sich diesem Thema während der MEDICA 2025.

"Bewegungsmangel ist eines der drängendsten Probleme unserer Zeit in der Sportmedizin – und er beginnt bereits im Kindes- und Jugendalter", sagt Dr. Kerstin Holze vom Deutschen Olympischen Sportbund (DOSB). Auf der MEDICA MEDICINE + SPORTS CONFERENCE wird sie das Thema aufgreifen.

Bewegungsmangel beschreibt einen Zustand, in dem Kinder und Jugendliche dauerhaft weniger körperlich aktiv sind als empfohlen. "Laut KIGGS Welle 2 [Studie zur Gesundheit von Kindern und Jugendlichen in Deutschland, Anm. d. Red.] erreichen rund ein Viertel der 3- bis 17-Jährigen die WHO-Empfehlungen zur täglichen Bewegung nicht", so Holze.

Laut WHO sollen sich Heranwachsende täglich mindestens 60 Minuten moderat bis intensiv bewegen. Bewegungsmangel kann durch digitalen Konsum, fehlende Bewegungsräume und -möglichkeiten oder lange Sitzzeiten im Schulunterricht gefördert werden. Im Erwachsenenalter verschlimmert sich der Bewegungsmangel laut Holze noch weiter.

"Bewegungsmangel ist ein zentraler Risikofaktor für nichtübertragbare Erkrankungen wie Herz-Kreislauf-Leiden, Diabetes Typ 2, Übergewicht, bestimmte Krebserkrankungen sowie psychische Erkrankungen", sagt Holze.

Die Implikationen des Problems sind klar: Bewegungsmangel bei Kindern und Jugendlichen stellt nicht nur eine Gefahr für die individuelle Gesundheit dar. Darüber hinaus wird er über kurz oder lang auch zu einem enormen Kostenfaktor im Gesundheitssystem werden. Deshalb ist es einerseits wichtig, dass das Thema durch die Sportmedizin adressiert wird. Andererseits müssen Forschungserkenntnisse auch effektiv in die Breite getragen werden, um möglichst viele betroffene Kinder und Jugendliche zu erreichen.

Auf einer persönlichen Ebene kann jede und jeder schon mehr für die eigene Bewegung tun, etwa indem körperliche Aktivität bewusst in den Alltag eingebaut wird. Eltern und andere Bezugspersonen können Bewegung für ihre Kinder so "vorleben" und unterstützen.

Holze hebt das Thema aber auch auf eine gesellschaftliche Ebene: "Um Bewegungsmangel im Alltag wirksam zu reduzieren, brauchen wir eine Kultur, in der Bewegung und Sport selbstverständlich dazugehören." Das könne unter anderem durch tägliche Bewegungseinheiten in Kitas und Schulen ermöglicht werden. Auch die Förderung sicherer und bewegter Schul- und Arbeitswege könne helfen sowie niedrigschwellige Sportangebote.

"Bewegung ist kein 'nice to have', sondern elementarer Bestandteil des gesunden Aufwachsens, der Bildung und der sozialen Teilhabe. Dafür braucht es ein starkes Netzwerk aus Schulen, Vereinen, Kommunen, Ärztinnen und Ärzten sowie vielen weiteren Verbündeten!, sagt Holze.